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Sport: Lob in allen Schattierungen

Arne Friedrich überzeugt gegen Australien

Arne Friedrich hielt seine Position in der Defensive mit aller Macht. Links und rechts rauschten die Kollegen an ihm vorbei in den australischen Strafraum, Friedrich aber, der rechte Verteidiger des FußballBundesligisten Hertha BSC, blieb in der eigenen Hälfte. Erst nachdem auch der letzte deutsche Nationalspieler seinen Beitrag zur Knäuelbildung über dem Torschützen Per Mertesacker geleistet hatte, drehte sich Friedrich kurz zu Torwart Oliver Kahn und applaudierte. Friedrich, der Berliner aus Ostwestfalen, neigt nicht gerade zum Überschwang.

Allerdings ist er auch kein sturer Verteidiger, der das Überschreiten der Mittellinie als Grenzverletzung betrachtet. Mit seinem Offensivdrang passt Friedrich bestens in das Anforderungsprofil des Bundestrainers. Von seinen Außenverteidigern erwartet Jürgen Klinsmann geradezu, dass sie sich am Angriffsspiel beteiligen, und eigentlich liegt Friedrich diese Interpretation. Er ist schnell und dynamisch. In der vergangenen Saison hat er für Hertha drei Tore geschossen und sieben vorbereitet. Umso verwunderlicher ist es, dass Friedrich gegen Australien zum ersten Mal unter Klinsmann auf seiner Lieblingsposition spielen durfte. „Der Trainer hat mich als Innenverteidiger gesehen“, sagt er. „Aber das war auch okay für mich.“

Jürgen Klinsmann hat schon einige Varianten ausprobiert, aber die Idealbesetzung für die Position des rechten Außenverteidigers hat er bisher nicht gefunden. Andreas Görlitz ist schon lange verletzt. Andreas Hinkel galt einmal als Mann der Zukunft, aber die Zukunft hat den Stuttgarter längst überholt. Und auch Patrick Owomoyela offenbarte zuletzt deutliche Schwächen, vor allem in der Defensive. Es war schon fast ein bisschen trotzig, dass Klinsmann zuletzt auch noch den offensiven Mittelfeldspieler Bernd Schneider nach hinten rechts delegierte, anstatt Friedrich an die Seite zu verschieben – gerade so, als wolle er dem Berliner gar nicht erst die Möglichkeit geben, sich mit einem starken Auftritt als Dauerlösung zu empfehlen.

Nach dem Spiel gegen Australien dürfte es Klinsmann allerdings schwer fallen, Friedrich weiterhin als Innenverteidiger zu führen. Zum einen, weil sich die Verteidiger nach einer festen Formation sehnen, die sich aufeinander einspielen kann; zum anderen, weil Friedrichs Auftritt an der Seitenlinie allzu auffällig war: Er bereitete das 1:0 von Kevin Kuranyi vor und holte später auch noch den Elfmeter zum 3:2 heraus. Nach dem Spiel erhielt Friedrich das entsprechende Lob in allen Schattierungen. „Er hat es gut gelöst“, fand Assistenztrainer Joachim Löw, respektive „wirklich gut“, wie Bundestrainer Jürgen Klinsmann befand. Für Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff hatte Friedrich sogar „ein Bombenspiel gemacht“.

Das Paradoxe ist, dass sich das Lob vor allem auf Friedrichs Beitrag zur Offensive bezog, denn eigentlich hatte Klinsmann dem Berliner vor dem Spiel einen entschieden defensiven Auftrag erteilt, den er nur bedingt erfüllte. Friedrich sollte hinten die Räume eng machen und der Abwehr Stabilität verleihen. „Er ist ja ein gelernter Verteidiger“, sagte Klinsmann. Gut, dass er noch einmal darauf hingewiesen hat.

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