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Sport: Lob kam Otto Rehhagel leicht über die Lippen

Hertha verdiente es sich mit starker erster Halbzeit - doch es bleiben FragezeichenVON KLAUS ROCCA KAISERSLAUTERN/BERLIN. Was er denn dazu sage, daß seine Mannschaft als Aufsteiger nun Tabellenführer sei, wurde Otto Rehhagel gefragt.

Hertha verdiente es sich mit starker erster Halbzeit - doch es bleiben FragezeichenVON KLAUS ROCCA KAISERSLAUTERN/BERLIN. Was er denn dazu sage, daß seine Mannschaft als Aufsteiger nun Tabellenführer sei, wurde Otto Rehhagel gefragt.Wenn es, so Rehhagel, bei diesen sechs Punkten bleibe, werde sie am Saisonende absteigen.Er war gut drauf, der Otto.Kein Wunder nach dem Bilderbuchstart der von ihm trainierten Pfälzer aus Kaiserslautern.Erst dem Meister ein Schnippchen geschlagen, nun den Mit-Aufsteiger Hertha BSC beim 1:0 in die Knie gezwungen - da kam Freude auf bei einem, von dem viele sagen, er würde bei Niederlagen vor Wut in den Ball beißen.Bislang ist das dem Ball erspart geblieben.

Bei einem Sieg kommt das Lob über den Gegner natürlich leicht über die Lippen.Hertha habe in der ersten Halbzeit "sehr gut" gespielt, meinte Rehhagel.Das sahen auch andere so.Bei vielen sehenswerten Ballstafetten ging ein Raunen durch das Fritz-Walter-Stadion."Wenn wir doch nur unsere Chancen nicht so kläglich vergeben hätten", resümierte Rehhagels Trainerkollege Jürgen Röber.Gemünzt war das offenbar auf Axel Kruse, der zwei klare Möglichkeiten ausließ."So ist eben Fußball.Bei der zweiten Chance hat Torhüter Andreas Reinke glänzend gehalten", wehrte sich Kruse, der gleichzeitig bezweifelte, daß sein Trainer von "kläglich vergeben" gesprochen hatte.Er hatte.

Spielerisch hat Hertha in der ersten Halbzeit so überzeugt wie in der zweiten gegen die Borussia aus Dortmund.Kein Vergleich mit dem "ermauerten" 0:0 im Vorjahr an gleicher Stätte.Es ist nicht zu übersehen, daß in dieser Mannschaft weit mehr Substanz steckt.Die Abwehr hat durch Hendrik Herzog mehr Halt bekommen, im Mittelfeld ist Kjetil Rekdal, wenn auch noch nicht der große Regisseur, eine Bereicherung, Sergej Mandreko macht enormen Druck nach vorn.

Das große Fragezeichen steht hinter dem Sturm, der in den bisherigen 180 Minuten lediglich ein abgefälschtes Tor zustandebrachte.Jürgen Röber ist auf Zweifler nicht gut zu sprechen.Zweifel sind dennoch angebracht.Bryan Roy, als Stürmer von ungewöhnlich graziler Statur, scheint bei Zweikämpfen nicht robust genug zu sein.Beim Duell mit Axel Roos zog er sich am Betzenberg schon nach 23 Minuten wahrscheinlich einen Muskelfaserriß zu, der ihn zumindest für das Spiel am Sonntag gegen Gladbach außer Gefecht setzt.Röber sollte es dem gebürtigen Niederländer ersparen, in vorderster Reihe zu spielen.Dorthin sollte er Michael Preetz (neben Axel Kruse) stellen.Das wäre zwar dieselbe Sturmbesetzung wie in der Vorsaison, doch sie könnte von einem "hängenden" Roy kräftig unterstützt werden.Ob Alphonse Tchami ein Volltreffer wird, muß sich erst noch zeigen.Bei seinem 13minütigen Einsatz in einer Phase, als fast alle Lauterer ihr Tor "vernagelten", war er nicht zu beurteilen.Daß der Kameruner noch körperliche Defizite hat, weiß er selbst.

Hertha hat von den drei Aufsteigern den schlechtesten Start erwischt.Das muß noch nichts heißen."Wir müssen eben die Punkte zu Hause einfahren", sagt Axel Kruse.Also auch am Sonntag, gegen die Gladbacher.Schon über 40 000 Karten sollen für diese Partie verkauft worden sein.Hertha genießt also weiterhin das Vertrauen.Zu Recht.Am Betzenberg werden noch ganz andere Mannschaften Federn lassen.

KLAUS ROCCA

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