zum Hauptinhalt
Posse an der Piste. In der Steiermark streiten der Österreichische Skiverband und die Gemeinde Schladming. Foto: dapd

© dapd

Sport: Loop und Trug

Schladming freute sich auf die Ski-WM 2013 – nun tobt ein Streit über Kosten und Schwarzenegger.

Berlin - Als Schladming, eine kleine Gemeinde in der Steiermark, 2008 den Zuschlag für die Ausrichtung der alpinen Ski-Weltmeisterschaft im Februar 2013 erhielt, war das Land voller Vorfreude. Der österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sagte: „Wir werden alles dafür tun, dass die WM 2013 zu einem unvergesslichen, großen Fest wird.“ Und der Präsident des Österreichischen Ski-Verbands (ÖSV) Peter Schröcksnadel ließ sich sogar zu der Aussage hinreißen, dass Schladming schon jetzt bereit sei: „Die WM könnte morgen beginnen.“

Vier Jahre und diverse Auseinandersetzungen später, lesen sich diese Worte in einem anderen Licht. Am Montag werden die Organisatoren bekannt geben, dass die WM zwar stattfindet, aber eine Menge Geld umsonst ausgegeben wurde. Nach vielen Verstimmungen bemühen sich die Beteiligten um Schadensbegrenzung.

Die Konfliktlinie läuft zwischen dem Ausrichter der WM, dem ÖSV und insbesondere dem Präsidenten Peter Schröcksnadel auf der einen Seite. Auf der anderen stehen die Gemeinde Schladming, mit ihrem Bürgermeister Jürgen Winter, und dem Chef der Seilbahnen und Skilifte im Wintersportort, Ernst Trummer. Erste Ungereimtheiten zwischen diesen Beteiligten begannen bereits kurz nach der Vergabe. Der ÖSV wollte ein neues Ski-Stadion, gut zehn Millionen Euro teuer, doch die Gemeinde Schladming lehnte ab – und setzte sich durch. Im Frühjahr 2012 startete der ÖSV einen neuen Versuch, forderte, eine erst 2011 errichtete Stahlkonstruktion einzureißen, den sogenannten Loop. Die Betonspange ist im Zuschauerraum am Fuße der Strecke montiert, um dort zusätzliche temporäre Tribünen zu errichten. Der Loop ist zwar nur ein rein optisches Element. Doch werden die Baukosten auf etwa 300 000 Euro geschätzt, einige zehntausend dürften durch den Abriss hinzukommen.

Zunächst schien es so, als könnten sich Seilbahnchef Trummer und Bürgermeister Winter abermals durchsetzen. Am Montag aber wird auf einer Pressekonferenz wohl verkündet, dass der Loop abgerissen wird. Einst finanziert durch Bund und Land, wird das Steuergeld offensichtlich verprasst. Bürgermeister Winter zeigt sich zerknirscht: „Das ist nicht in meinem Sinne, aber die zuständige Stelle ist die Eisenbahnbehörde.“ Und die unterliegt dem Bund. Seilbahnchef Trummer äußert sich dazu derzeit nicht – er ist nicht mehr Geschäftsführer der Firma Planai & Hochwurzen. Die Kommunikation verläuft über seinen Anwalt. Überraschend wurde Trummer im Juli entlassen – wegen einer Zahlung von 4000 Euro, die er anscheinend nicht hätte annehmen dürfen. So die offizielle Begründung. Alle Beteiligten stellen Trummer ein gutes Zeugnis aus, die Bilanzen stimmten. Beobachter der Vorgänge sprechen von einer politischen Entscheidung, die auf Druck des ÖSV ausgeübt wurde. Trummer habe es sich mit wichtigen Personen verscherzt.

Obwohl man sich, ein halbes Jahr vor Beginn der WM, offenbar auf ein Stillschweigen verständigt hat, tragen die Streitigkeiten in Schladming Züge einer Posse, wie eine weitere Episode zeigt.

Der einstige kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat sein Erscheinen zur WM-Eröffnungsfeier angekündigt. Nun streiten sich die Steiermärker, wer ihn dazu gebracht hat. Viele Bewohner sagen, dessen väterlicher Freund Alfred Gerstl habe die entscheidende Rolle gespielt. Der ÖSV hat hingegen einen anderen Freund Schwarzeneggers beauftragt und ihm den Titel „Generalbevollmächtigter“ zuerkannt. „Es gibt ein paar, die ins Licht der Öffentlichkeit wollen“, sagt ÖSV-Vizepräsident Reinhold Zitz.

Der Begriff „Neidgenossenschaft“ ist inzwischen in den österreichischen Sprachgebrauch übergegangen. Ein treffender Begriff für die Vorgänge in Schladming.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false