zum Hauptinhalt
Stiller Protest. Die Basketballprofis der Los Angeles Clippers demonstrierten gegen die Äußerungen ihres Klubeigentümers Donald Sterling mit auf links gedrehten Aufwärm-Shirts. Sie trugen dann schwarze Socken, Stirn- oder Armbänder.

© Imago

Los Angeles Clippers: Rassismus ist im US-Sport kein Einzelfall

Der US-Sport – allen voran die NBA – hat wieder einmal ein gewaltiges Rassismus-Problem. "Wir Spieler müssen uns jetzt intern beraten, um als eine Stimme wahrgenommen zu werden", sagt Chris Paul, der schwarze Star der Los Angeles Clippers.

Donald Sterling blieb am Sonntagabend lieber gleich zu Hause, aus gegebenem Anlass. Wenn der Besitzer der Los Angeles Clippers erschienen wäre zum Play-off-Spiel seines Teams bei den Golden State Warriors, er wäre womöglich beschimpft worden.

Wenige Stunden vor dem Tip-Off des vierten Spiels der „Best of Seven“-Serie war im Internet der Mitschnitt eines Telefongesprächs aufgetaucht, das den 80 Jahre alten Eigner des Klubs aus der National Basketball Association (NBA) schwer belastet. Darin legt er einem geliebten High-Society-Häschen nahe, sich künftig doch bitte nicht mehr an der Seite von Schwarzen zu zeigen, schon gar nicht bei Heimspielen der Clippers. „Es stört mich wirklich sehr, dass du dich mit Schwarzen abgibst“, sagt Sterling, „muss das sein?“

Seitdem die Aufnahme an die Öffentlichkeit gelangt ist, läuft in den USA eine Debatte über Diskriminierung, das Play-off-Spiel der Clippers geriet komplett zur Nebensache. „Uns ist das Ausmaß dieses Moments bewusst“, sagte Chris Paul, der schwarze Star der Clippers nach der 97:118-Niederlage seines Teams dem Fernsehsender TNT. „Das ist ein entscheidender Moment in der Geschichte der NBA, und deshalb müssen wir Spieler uns jetzt intern beraten, um dann nach außen als eine Stimme wahrgenommen zu werden“, sagte Paul, der auch Präsident der NBA-Spielergewerkschaft ist.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Rassismus, mal mehr und mal weniger unterschwellig, sei im US-Sport kein Einzelfall. Diese These hat im historischen Kontext Gültigkeit für alle großen US-Ligen, weniger im Eishockey, aber selbst da gab es bis 1930 eine sogenannte „Colored Hockey League“ für Spieler mit dunkler Hautfarbe.

In der MLB, der ältesten US-Profiliga, spielten zwischen 1888 und 1947 keine Afro-Amerikaner

In der Major League Baseball (MLB), der ältesten Profiliga der USA, spielten zwischen 1888 und 1947 keine Afro-Amerikaner, weil sich die Teambesitzer – inoffiziell – darauf verständigt hatten, keine Schwarzen zu verpflichten. Sie spielten stattdessen in den Negro Leagues, eigenen Profiligen mit ausschließlich schwarzen Spielern. Alles änderte sich am 15. April 1947, als die Brooklyn Dodgers Jackie Robinson einsetzten. Robinson musste sich zunächst Beschimpfungen sogar aus dem eigenen Team aussetzen, doch das Management seines Klubs hielt an ihm fest.

Der 1972 verstorbene Robinson ist bis heute eine Identifikationsfigur für alle Afro-Amerikaner nicht nur im Baseball. Er hat die sogenannte „Color Line“ in der MLB gebrochen, inzwischen wird seine Rückennummer 42 ligaweit nicht mehr vergeben. Jedes Jahr am 15. April wird zudem der Jackie Robinson Day begangen, an dem alle Klubs und die Spieler den Namensgeber ehren. 1950 bekam schließlich auch die NBA ihren Jackie Robinson: Earl Loyd war der erste schwarze Profi in der Basketball-Liga und genießt bis heute einen ähnlich heldenhaften Status wie sein Baseball-Kollege.

Die Diskriminierung war in keiner Sportart so ausgeprägt wie im American Football

Allerdings war die Diskriminierung in keiner Sportart so ausgeprägt wie im American Football. Da durften Schwarze zwar mitspielen, für strategisch wichtige Positionen wie die des Quarterbacks wurden sie jedoch nicht in Betracht gezogen. Marlin Briscoe, ein talentierter Profi, erinnerte sich in einem Interview mit „The Independant“. „Es war 1968, eine unberechenbare Zeit“, sagt Briscoe, „und damals war der Glaube verbreitet, dass Schwarze nicht helle genug sind, dass wir nicht in der Lage sind, ein Team zu führen.“

Briscoe hat das am eigenen Leib erfahren. Vor der Saison bettelte er seinen Coach an, auf der Spielmacherposition agieren zu dürfen, und obwohl sich Briscoe sehr gut geschlagen haben soll, wurde er auf seine angestammte Position zurückbeordert. 1973 und 1974 gewann er als Wide Receiver (Passempfänger) sogar zwei Titel in der National Football League (NFL).

Bis zum ersten Sieg eines schwarzen Quarterbacks im Super Bowl sollten allerdings noch ein paar Jahre ins Land gehen. Obwohl Doug Williams 1988 mit fünf Touchdown-Pässen in einem Viertel einen bis heute gültigen Endspiel-Rekord aufstellte, sträubten sich viele Teams bis weit in die Neunziger Jahre hinein, die anspruchsvollste Position mit Afroamerikanern zu besetzen.

Donald Sterling muss irgendwo in dieser Zeit steckengeblieben sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false