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Lucien Favre: Der Langzeittrainer

Sven Goldmann erklärt die Wirkung des Fußballlehrers Lucien Favre.

Ein gewisser Sinn für Kontinuität ist Lucien Favre nicht abzusprechen. Am kommenden Sonntag wird er seine Karriere dort fortsetzen, wo er sie unterbrochen hatte. Ganz unten, beim Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga, der damals Hertha BSC hieß und heute Borussia Mönchengladbach heißt. Dazwischen liegen fast eineinhalb Jahre. Eine halbe Ewigkeit für einen Trainer, den mal die halbe Liga gejagt hat und der gefeiert wurde als der erfolgreichste Schweizer Export seit der Vollmilchschokolade.

Lucien Favre hat Fehler gemacht und dafür gebüßt. Mit langer Arbeitslosigkeit, aber auch mit dem Verlust seines Rufes. Im Rückblick wird er von vielen reduziert auf seine Defizite im Fach Kommunikation, auf seine Lieblingsvokabel Polyvalenz und eine haarsträubende Abschiedspressekonferenz. Seiner Leistung wird das nicht gerecht. Hertha BSC hat im Frühjahr 2009 nicht in Folge einer glücklichen Verkettung von Zufällen von der Meisterschaft geträumt. Es war Favres akribische Arbeit, die aus einer Ansammlung mittelmäßig talentierter Profis ein Ganzes machte, das so viel stärker war als die Summe seiner Einzelteile.

Für dieses Aufbauwerk hat er in Berlin viel Zeit bekommen, fast eine gesamte Saison lang. Das lässt sich schwer in Einklang bringen mit dem Projekt, einen weit abgeschlagenen Tabellenletzten vor dem Abstieg zu bewahren. Wenn die Borussia es ernst meint mit Lucien Favre, darf sie nicht den kurzfristigen Erfolg als Ziel seiner Arbeit definieren.

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