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Sport: Lücken im Gedächtnis

Die Verteidigung von Ante S. erschüttert Hoyzers Strategie, ein Opfer zu sein

Berlin - Robert Hoyzer hat viel geredet in der vergangenen Zeit. Zweieinhalb Verhandlungstage hat der ehemalige Fußball-Schiedsrichter im Prozess um manipulierte Spiele als Alleinunterhalter bestritten, mit bemerkenswertem Detailwissen, etwa über Cocktails in Nachtklubs oder die Stückelung der Geldscheine, die er seinem ehemaligen Assistenten Felix Zwayer übergeben haben will. Umso bemerkenswerter sind die von Hoyzer offenbarten Gedächtnislücken bei der Fragestunde am Donnerstag mit den Anwälten der anderen Angeklagten. Zur Sprache kommt ein großzügiges Darlehen an einen Freund, der später auf von Hoyzer manipulierte Spiele wettet und dabei in regem Kontakt mit ihm steht. Es ist kein schöner Nachmittag für Robert Hoyzer.

Nicolas Becker, Anwalt des mutmaßlichen Wettmanipulators Ante S., leitet den Angriff auf Hoyzers Glaubwürdigkeit ein mit dem bissigen Satz: „Bisher hat man ja den Eindruck, dass Herr Hoyzer von den bösen Kroaten ins Unglück gezogen wurde, nachdem er vorher eine Lichtgestalt des deutschen Schiedsrichterwesens war.“ Hoyzers Verteidigung fußte bisher vor allem auf der Grundannahme, der gestrauchelte Schiedsrichter sei lediglich ein Werkzeug in den Händen der Brüder Ante, Filip und Milan S. gewesen. Die Kroaten hätten ihn mit Summen abgespeist, die laut Hoyzer nach heutiger Kenntnis „in keinem Verhältnis stehen zu dem, was für die Manipulationen geleistet wurde“. Damals aber habe er sich „gut bezahlt gefühlt, deswegen bin ich auch nie auf die Idee gekommen, selbst auf die von mir geleiteten Spiele zu wetten“. Ante S. schüttelt den Kopf und lacht.

Hoyzer wird nach dem Verbleib des Bestechungshonorars gefragt. Er listet auf: 13 900 habe er dem Staatsanwalt übergeben, 4000 auf sein Konto eingezahlt und 12 000 seinem Freund Marcus Kelm geliehen. Der arbeitet in Hamburg beim Landeskriminalamt und hat sich dafür einen Mercedes gekauft. Bleiben rund 40 000 Euro, deren Verbleib Hoyzers Gedächtnislücken zum Opfer fallen. Keinesfalls aber habe er mit diesem Geld auf seine Spiele gewettet, auch nicht über Dritte, namentlich die Zwillinge Oliver und Marcus Kelm. Die seien nicht in die Manipulationen eingeweiht worden, darüber habe man nicht mal bei einem gemeinsamen Mallorca-Urlaub mit Ante S. gesprochen.

Beckers Sozius Stefan Conen hält Hoyzer die Abrechnungen seines Mobiltelefons vor, die in der Tat Interessantes zu Tage förderten. Eineinhalb Stunden vor dem Regionalliga-Spiel zwischen den Amateuren des VfL Wolfsburg und Fortuna Düsseldorf am 11. August 2004 habe Hoyzer telefoniert. „Wissen Sie noch, mit wem?“, fragt Conen. Hoyzer verneint. Marcus Kelm sei am anderen Ende der Leitung gewesen, und wie es der Zufall wollte, habe Kelm gerade ein Konto beim Wettanbieter „Betandwin“ eröffnet. Conen erzählt weiter, der von Hoyzer als überaus sparsam charakterisierte Kelm habe 1000 Euro auf das von Hoyzer zu leitende Spiel setzen wollen. „Können Sie sich diesen hohen Einsatz erklären?“, fragt Conen. Hoyzer spricht von einem Tippfehler, Kelm habe weniger setzen wollen. Conen setzt nach: Kelm habe einem an der Wette beteiligten Bekannten erzählt, er setze mit für einen unbekannten Dritten. Conen fragt: „Sind Sie dieser dritte Mann?“ Wieder verneint Hoyzer.

Conen setzt das Spielchen fort, er führt weitere Telefonate zwischen Hoyzer und den Kelm-Brüdern in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu den manipulierten Spiele auf. Nachdem Hoyzer am 28. November 2004 vergeblich versucht, die SpVgg Unterhaching zu einem Sieg über den 1. FC Saarbrücken zu pfeifen, notiert Marcus Kelm in sein Tagebuch: „Scheiß WE. Kohle futsch“. Ob er da einen Zusammenhang zu dem von ihm geleiteten Spiel erkenne, will Conen wissen. Robert Hoyzer sieht keinen Zusammenhang.

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