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Pal Dardai ist nicht mehr ganz so euphorisch.

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Update

Lustenberger bleibt Kapitän bei Hertha BSC: Pal Dardai setzt auf Konkurrenzkampf

Hertha-Trainer Pal Dardai erhöht den Druck auf die Spieler, die vor ihrem zweiten Bundesliga-Jahr stehen. Mit anderen Profis plant er gar nicht mehr und die Kapitänsfrage ist inzwischen auch geklärt.

Neulich hat Pal Dardai eine Geschichte aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz als Profisportler erzählt. Zentrale Figur der Anekdote war ein großer alter Mann des deutschen Fußballs, der unter anderem in Berlin und an weiteren Bundesliga-Standorten gewirkt hat und dank seiner grandiosen Mischung aus Kauzigkeit und fachlicher Kompetenz in Erinnerung geblieben ist. „Hans Meyer hat auch nicht immer geschimpft“, sagte Dardai nach seinem ersten und letzten öffentlichen Ausraster im Trainingslager in Schladming. „Aber wenn er mal etwas gesagt hat, dann haben auch alle zugehört“, ergänzte Dardai, „so muss das sein“.

Am Freitagnachmittag hatte der Ungar selbst etwas zu sagen, er gab offiziell seinen Kapitän bekannt. Die Entscheidung ist keine große Überraschung mehr - Fabian Lustenberger bleibt im Amt.

Nun hat der Ungar in seiner Funktion als Cheftrainer von Hertha BSC zuletzt einige Weisheiten unter das Volk gebracht, etwa sein in der Vorbereitungsphase präferiertes Credo, das da lautet: „Letztes Jahr war Vertrauen, dieses Jahr ist Konkurrenzkampf.“ Das galt und gilt im Großen für den gesamten Kader und Spieler wie Sandro Wagner, der am Freitag nicht mehr mit dem Team trainierte und offenbar Peter Niemeyer nach Darmstadt folgt. Oder Ronny, mit dem die Berliner vorerst nur noch bei der monatlichen Gehaltsabrechnung planen (müssen), aber eben nicht mehr unter sportlichen Perspektiven. Vor allem aber ist der Satz als Ansage an die ausländischen Akteure aus dem Kader zu verstehen, die vor ihrer zweiten Bundesliga-Saison stehen. Im US-Sport gibt es sogar einen Begriff dafür: Sophomore.

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Nach dem Wechsel des Niederländers John Heitinga zu Ajax Amsterdam haben die Berliner noch vier Spieler dieser Kategorie im Kader: Valentin Stocker, vor einem Jahr für viel Geld vom FC Basel verpflichtet, Spitzenverdiener Salomon Kalou sowie Roy Beerens (vormals AZ Alkmaar) und Genki Haraguchi (Urawa Red Diamonds). „Es gab immer mal Trainer, die nach Namen oder Erfolgen aufgestellt haben“, sagt Dardai, „so etwas wird es bei mir nicht geben.“ Auch deshalb hat er lieber drei ehemalige A-Junioren mit ins Trainingslager genommen als etwa Wagner oder Niemeyer.

Sandro Wagner meldete sich am Freitag vor dem Training "krank"

Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass Dardai den Druck auf die Zugänge des Vorjahres in Ermangelung personeller Verstärkungen erhöht, die bislang weitestgehend ausgeblieben sind. Andererseits ist der 39-Jährige, basierend auf seinen persönlichen Erfahrungen, fair genug zu berücksichtigen, dass die Eingewöhnungsphase in der Bundesliga nicht mit ein paar Wochen getan ist. „Ich habe damals auch Zeit gebraucht, bis ich mich an den deutschen Fußball gewöhnt hatte, das war auch eine Umstellung für den Kopf.“ Vom Faktor Tempo mal ganz zu schweigen.

Die Spieler haben offenbar kein Problem mit der gesteigerten Erwartungshaltung ihres Vorgesetzten, jedenfalls äußern sie nichts dahingehend. „Die Bundesliga ist ein Tick schneller, aber es ist ja nicht so, dass ich nicht auf diesem Niveau, in der Champions League oder in der Nationalmannschaft gespielt hätte“, sagt der Schweizer Valentin Stocker. „Aber das ist eine Veränderung, die man annehmen muss, damit man besser wird.“

Nicht zuletzt von seinen Flügelspielern erwartet Dardai den nächsten Schritt auf der Entwicklungsleiter. Über Roy Beerens äußerte er sich wie folgt: „Wenn wir es als Mannschaft nicht schaffen, viele gute Flanken zu schlagen, müssen wir es individuell lösen. Da muss jetzt mehr kommen.“ Sonst versauert Salomon Kalou, Herthas aktuell einziger gesunder Stürmer, ganz vorn vor akuter Langeweile. Im Gegensatz zum Vorjahr, das hat Dardai bereits klargestellt, besitzt der Ivorer keine Stammplatzgarantie mehr in Berlin. „Er ist von der Statistik unser Torjäger und hat genug Vertrauen bekommen – jetzt muss er selbst die Antwort geben“, sagt Dardai in der Hoffnung, Kalou möge doch bitteschön genau zuhören. So wie damals zu Hans Meyers Zeiten.

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