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Sieg zum Anfassen. Wendie Renard (links) brachte Lyon im Champions-League-Finale gegen Potsdam in Führung. Am Ende hieß es 2:0 für die Französinnen. Foto: dpa

© dpa

Sport: Lyon trifft und lacht

Die Fußballerinnen aus Potsdam unterliegen im Champions-League-Finale den Französinnen 0:2

Mit dem Champions-League-Finale der Frauen wurde London zunächst nicht so wirklich warm. Das deutete sich schon am Flughafen an, als einer der hunderten mitgereisten Fans aus Deutschland, ein Familienvater mit einer Fahne um die Schultern, an der Passkontrolle erklärte: „I’m here with my family for the Champions League Final, Turbine Potsdam, yes!“ Die Flughafenangestellte sah ihn nur überfordert an: „Sorry, for what?“ Es sollte nicht die letzte Enttäuschung für die Potsdamer und Potsdamerinnen bleiben: Am Ende eines spannenden Endspiels revanchierte sich Olympique Lyon mit einem 2:0 (1:0)-Sieg für die Endspiel-Niederlage im vergangenen Jahr. Turbine verpasste die Titelverteidigung und verlor nach dem DFB-Pokal-Finale das zweite Endspiel in Folge.

Auch London könnte man zu den Verlierern zählen: Einen Monat vor Beginn der Frauen-WM in Deutschland zeigte sich, dass der Frauenfußball im Mutterland dieses Sports noch nicht ganz angekommen zu sein scheint. In der Stadt hing kaum Werbung für das Endspiel, zumindest nicht für das der Frauen, und auch auf den Rängen im ehrwürdigen Craven Cottage in Fulham, einem der schönsten Fußballstadien des Vereinten Königreichs, blieben viele Plätze auf den Holzbänken leer. Dabei kosteten die Eintrittskarten nur sechs Euro, etwa so viel wie zwei Tassen Kaffee in der Stadt, während für das Männerfinale am Samstag 100 bis 200 Euro pro Ticket fällig werden.

Turbine Potsdam kam dabei der Umstand zu schaden, dass das Endspiel den Deutschen Fußball-Bund ebenso wenig zu interessieren schien wie die Londoner. Erst drei Tage vor dem Finale gegen Olympique Lyon durften die Auswahlspielerinnen Fatmire Bajramaj, Anja Mittag, Babett Peter, Josephine Henning und Bianca Schmidt zum Team ins Mannschaftshotel stoßen, in dem es zu allem Überfluss noch vor Schimmel wimmelte. Und Yuki Nagasato, gerade von der japanischen Nationalelf zurückgekehrt, brachte eine Knieverletzung mit.

Doch auch ohne Nagasato begann Turbine gut, weder war den Nationalspielerinnen die Müdigkeit anzumerken noch den übrigen Mitspielerinnen die fehlende Spielpraxis – vor mehr als einem Monat hatte der Deutsche Meister die letzten Pflichtspiele bestritten. Mit brandenburgischer Robustheit fegten sie die Bemühungen der technisch besseren und filigraneren Französinnen hinweg. So stieg Viola Odebrecht bereits nach vier Minuten über eine am Boden liegende Lyon-Verteidigerin hinweg und flankte auf Isabel Kerschowski, die den Ball direkt aus der Luft nicht an Torfrau Sarah Bouhaddi vorbeibringen konnte. Fünf Minuten darauf scheiterte Bajramaj, die als Einzige in Sachen Spielwitz mit den Französinnen mithalten konnte, nach einem langem Pass aus dem Mittelfeld allein vor dem Tor. Doch Lyon fand immer besser ins Spiel. Die Französinnen kamen immer wieder über die Außenbahnen, mit deren Abdeckung die Potsdamer Dreierabwehr überlastet war. Unfreiwillig, wie bei der Ecke von Lyons Spielmacherin Louisa Necib, die an den Pfosten klatschte. Oder absichtlich, nach 26 Minuten, als ein Eckball vom Kopf Amandine Henrys bei Lyons Mittelstürmerin Lotta Schelin landete. Potsdams Torfrau Anna Felicitas Sarholz rettete aus kurzer Distanz, doch Lyons Wendie Renard hielt den Fuß schneller in den abprallenden Ball als Odebrecht. Lyon führte 1:0.

Ihre Überlegenheit setzten die Französinnen nun in immer mehr Chancen um, die sie jedoch aus Verspieltheit nicht nutzten. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel rasanter, weit besser als das Finale der beiden Mannschaften vor einem Jahr in Getafe und hatte es nicht verdient, dass die Kamera-Männer immer wieder die Ruderer nebenan auf der Themse filmten. Potsdam stürmte, doch Kerschowski und Mittag konnten beste Chancen alleinstehend vor dem Tor nicht nutzen. Lyon setzte immer wieder gefährliche Konter, einen davon verwandelte die eingewechselte Schweizerin Lara Dickenmann zum 2:0.

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