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Sport: Mach mit, mach’s nach

Immer mehr Amateurvereine wollen sich den Protesten gegen die Fußball-Bundesliga anschließen

Berlin - Eigentlich hatte sich Norbert Bauer sein Rentnerdasein anders vorgestellt. Seit einigen Wochen hetzt der Vorsitzende des SSV Buer von Termin zu Termin, wie er am Telefon erzählt. Fernsehanstalten, Zeitungen, Radiosender – alle reißen sich um den 58-Jährigen, seit er gemeinsam mit anderen Vereinsvertretern des Fußballkreises Gelsenkirchen zum Streik gegen die Pläne der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aufgerufen hatte.

Bauers Vorhaben stößt inzwischen in ganz Deutschland auf Gegenliebe. Im Kreis Esslingen nahe Stuttgart kommt es am kommenden Freitag zu einer außerordentlichen Staffeltagung. Dort wollen die Vereinsvertreter über Möglichkeiten der Solidarisierung diskutieren. „Ich persönlich kann mir vorstellen, ebenfalls Aktionen loszutreten“, sagt Werner Dunkel vom ASV Aichwald. Dunkel hat bereits Kontakt zu seinem Kollegen Bauer in Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Ähnliche Ansätze gibt es in Wiesbaden, wo Kreisfußballwart Dieter Elsenbast unter der Woche ebenfalls Stellung gegen die Pläne der DFL bezog.

Ein Treffen zwischen dem DFL-Präsidenten Reinhard Rauball und der verärgerten Basis am vergangenen Montag konnte nichts daran ändern, dass die Amateurvereine weiterhin vehement gegen die Einführung eines weiteren Sonntagsspiels in der Bundesliga protestieren. Die Klubs sorgen sich vor allem um ihre Zuschauerzahlen, da ein Bundesligaspiel am Sonntag um 15.30 Uhr in direkter Konkurrenz zu den Amateurspielen steht. Um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen, planten die Amateurvereine des Kreises Gelsenkirchen, am 1. März nicht zu ihren Spielen anzutreten. Doch der Fußball- und Leichathletik-Verband Westfalen (FLVW) setzte kurzerhand den kompletten Spieltag ab. Um „die Vereine vor Sanktionen zu schützen“, sagt Carsten Jaksch-Nink, Direktor des FLVW.

Die Lage bleibt trotzdem angespannt. Wenn es schon keinen Streik geben darf, solle es wenigstens zu einer Protestveranstaltung kommen, bekräftigt Norbert Bauer. Die beschwichtigenden Vorschläge, künftig Benefizspiele mit Bundesligabeteiligung zugunsten der Amateurvereine zu bestreiten (Rauball) oder finanzielle Ausgleichszahlungen vorzunehmen (DFB-Präsident Theo Zwanziger), hält der Vorsitzende des SSV Buer für „völligen Quatsch“. Er sagt: „Wir wollen primär, dass man uns den Sonntag lässt. Unser Vereinsleben soll intakt bleiben und nicht auseinandergerissen werden.“

Fußballfunktionär Carsten Jaksch- Nink zeigt dafür zwar Verständnis, wünscht sich aber, dass die Amateure beim kommenden Treffen mit den DFB-Spitzen Theo Zwanziger und Hermann Korfmacher am 25. Februar in Bielefeld „nicht auf einer starren Abwehrhaltung beharren“. Die Vereine müssten bei ihrem Protest auch realistisch bleiben. „Wenn es hart kommt, spielen die Bundesligisten aus dem Ruhrgebiet zwei bis drei Mal pro Saison am Sonntag.“ Für diesen Fall bietet der FLVW-Direktor den Amateuren folgende Lösung an: Im Falle eines Sonntagsspiels mit Beteiligung einer Mannschaft aus Nordrhein-Westfalen sollen die Amateure in Zukunft unbürokratischer ihre Spiele auf einen anderen Zeitpunkt verlegen können. Bisher war ein Verlegungsantrag der Anstoßzeit etwa an eine Zustimmung des Verbandes und der Gastmannschaft geknüpft. Diese Barrieren sollen laut Jaksch-Nink nun wegfallen.

Ob das den aufgebrachten Rentner Norbert Bauer besänftigt?

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