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Madeleine Schulze- Winter, 69, lacht mit Dressurreiterin Isabell Werth (l.), die sie seit 2001 unterstützt. Sie erhielt 2004 das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement im Reitsport. Foto: dpa

© picture-alliance/ dpa

Madeleine Winter-Schulze: "Ich empfehle jedem, in den Reitsport zu investieren"

Madeleine Winter-Schulze über wertvolle Pferde und den Grund, warum der Pferdesport ohne Mäzene nicht funktioniert

In unserer Serie stellen wir Menschen vor, die aus den unterschiedlichsten Gründen in den Sport investieren – und beleuchten ihre Motive. Heute der dritte Teil: Madeleine Winter-Schulze.

Frau Winter-Schulze, seit mehr als zehn Jahren unterstützen Sie deutsche Turnierreiter, darunter die beiden Olympiasieger Ludger Beerbaum und Isabell Werth. Wonach entscheiden Sie eigentlich, wer gefördert wird?

Nach Sympathie. Die Chemie zwischen mir und dem Reiter muss stimmen. Mit Ludger fing alles an, als mein Mann aufhörte zu reiten und wir jemanden suchten, der unsere Pferde betreut. Wir erfuhren, dass Ludger einen Sponsor und einen Job brauchen könnte. Das ist zwölf Jahre her. Isabell habe ich damals als Chefin der Dressurequipe zu einigen Championaten begleitet. Wir waren irgendwann richtig gute Freunde. Als Uwe Schulten-Baumer, damals Besitzer vieler ihrer Pferde, sagte, er wolle einige verkaufen, habe ich sie für Isabell erstanden. Ich wollte, dass sie dem Sport erhalten bleibt. Das war 2001. Heute sind wir alle eine große Familie.

Wie viele Reiter unterstützen Sie?

Isabell und Ludger, Karin Rehbein seit langen Jahren – ich war selbst Schülerin von Herbert Rehbein – und Ina Saalbach-Müller, mit der ich früher aus Berlin immer gemeinsam zu Turnieren nach Polen gefahren bin. Bei Ludger kommt natürlich sein ganzes Team dazu, Phillip Weishaupt, Henrik von Eckermann, Marco Kutscher. Wer da welches Pferd reitet, spricht Ludger zwar mit mir ab, aber ich lasse ihm freie Hand.

Sie kaufen die Pferde, und die anderen reiten?

Ja, genau. Für Isabell kaufe ich oft junge Pferde, vier- bis sechsjährige, bei denen sie Potenzial erkennt. Bei Ludger wird auch mal einer gekauft, der schon weiter ausgebildet ist. Wenn er ein gutes Pferd sieht, dann ruft er an und ich fahre vorbei. Auch Isabell besuche ich, wenn sie Pferde zum Ausprobieren vor Ort hat. Zurzeit besitze ich mehr als 50 Pferde, viele stehen bei mir auf dem Hof, etliche bei Ludger und etwa 14 bei Isabell.

Sie sind auch Besitzerin von Isabell Werths Erfolgspferd Satchmo. Er ist unschätzbar wertvoll. Haben Sie mal zusammengerechnet, wie viel Geld Sie schon in den Reitsport gesteckt haben?

Nein, so etwas machen wir überhaupt nicht. Für die Pferde wird mir natürlich manchmal sehr viel Geld geboten. Aber ich verkaufe nur, wenn auch der Reiter sagt: einverstanden. Satchmo würde ich auch für zehn Millionen Euro nicht verkaufen, wenn Isabell es nicht wollte.

Was erwarten Sie im Gegenzug von Ihren Reitern?

Ich setze sie nicht unter Druck. Bei Erfolgen freue ich mich, bei Misserfolgen leide ich mit. Ich selbst weiß ja, wie frustrierend es sein kann, wenn im wichtigen Springen eine Stange fällt.

Im Jahr 2006 haben Sie für Ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten. Ist Ihnen öffentliche Anerkennung wichtig?

Sie ist nicht bedeutend. Was ich tue, ist völlig unabhängig von Orden und Auszeichnungen. So etwas zu bekommen ist schön und es motiviert, aber ob das nun irgendwo öffentlich vermerkt wird, ist mir egal.

2009 waren Beerbaum und Werth dem Manipulationsverdacht ausgesetzt, Werth wegen Dopings gesperrt. Sie haben zu ihnen gehalten. Gibt es für Sie einen Grund, einen Schützling fallen zu lassen?

Nein, da wüsste ich keinen.

Sie selbst sind früher erfolgreich Dressur und Springen geritten. Wann war Ihnen klar, dass Sie den Sport so entscheidend unterstützen wollen?

Es gab kein Schlüsselerlebnis. Es ist einfach meine Passion für den Sport, die Liebe zu Dressur- und Springreiten. Und es sind die Menschen, die mir über all die Jahre sehr ans Herz gewachsen sind. Ich möchte auf keinen von ihnen verzichten.

Ludger Beerbaum hat mal gesagt, ohne Sie könnte er nie so erfolgreich sein. Ohne Mäzene wie Sie würde der Profi-Reitsport wohl nicht funktionieren.

Mit Sicherheit nicht. Aus eigener Tasche so etwas zu finanzieren – für einen Berufsreiter geht das gar nicht. Sie müssten zwischendurch gute Pferde verkaufen, um laufende Kosten decken zu können. Ein Lkw will bezahlt werden, ein Pfleger braucht Gehalt, die Reisen rund um die Welt kosten ebenfalls. Leider gibt es nicht viele Sponsoren im Reitsport, auch wenn ich es jedem nur empfehlen kann, die Atmosphäre ist großartig.

Reisen Sie Ihren Pferden hinterher?

Ich versuche schon, bei vielen Turnieren dabei zu sein. Natürlich ist die Weltmeisterschaft im Herbst in Kentucky eingeplant. Ansonsten telefoniere ich mit den Reitern und verfolge einige Ritte im Internet, über die Seite des internationalen Reitverbandes.

Und wenn dann unter den besten Fünf drei Pferde Ihnen gehören ...

... dann ist das ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Das muss man erleben.

Das Gespräch führte Katja Reimann. Bisher erschienen: Software-Milliardär Dietmar Hopp (6.8.) und Immobilien-Unternehmer Frank Müller (8.8.).

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