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Triumphator vom Bruchweg: Trainer Jürgen Klopp schlägt sein ehemaliges Team Mainz 05 und rückt mit Borussia Dortmund an die Spitze.

© Reuters

Update

Mainz - Dortmund 0:2: Klopp stürmt Mainz

Bei Jürgen Klopps Rückkehr an den Bruchweg gewinnt Borussia Dortmund 2:0 gegen Mainz 05 und übernimmt die Tabellenführung. Klopp spricht von einem "extrem starken Gegner", den der BVB "relativ gut bearbeitet" habe.

Besondere Momente erfordern besondere Maßnahmen. Am Sonntagnachmittag um kurz vor fünf war für Roman Weidenfeller ein Moment gekommen, an dem er nicht mehr alleine sein wollte. Der Torhüter von Borussia Dortmund lief weit aus seinem Tor, die Energie in seinem Körper musste jetzt einfach raus. Lucas Barrios hatte gerade Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga beim FSV Mainz 05 das 2:0 für den BVB erzielt. „Deutscher Meister wird nur der BVB“, sangen die Dortmunder Fans. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber zumindest Tabellenführer sind die Borussen nach dem 2:0 (1:0) in Mainz wieder. „Die Dortmunder haben einfach ihre Qualität gezeigt“, sagte der Mainzer Mittelfeldspieler Lewis Holtby. „Das war ein Top-Gegner, deshalb bin ich jetzt nicht sauer oder niedergeschlagen.“

Von einzelnen Phasen abgesehen erfüllte das Spiel tatsächlich die allgemein hohen Erwartungen. Seine Geschichte war ja sowieso schon fast zu kitschig. Da kommt der ewige Mainzer Volksheld Jürgen Klopp mit Borussia Dortmund als Tabellenzweiter an den Bruchweg – und trifft dort auf den Spitzenreiter. In 185 Länder wurde die Begegnung gestern live übertragen. Wo, bitteschön, soll es denn richtig prickeln, wenn nicht bei diesem Duell der Leidenschaft?

Der BVB war die erste der beiden Mannschaften, die es nicht nur gegen den Ball gut machte, sondern auch mit dem Ball. Während die Mainzer nach drangvollem Beginn ihre Dominanz schnell wieder einbüßten und es fortan vornehmlich mit weiten Bällen versuchten, kombinierte der BVB besser. „Mit dem wenigen Raum, den wir hatten, sind wir sehr gut umgegangen“, sagte Klopp sehr nüchtern nach Spielschluss. Von Meisterambitionen nach dem besten Saisonstart wollte Klopp ohnehin nichts hören. „Das interessiert uns null komma null. Wir haben dafür kein Gefühl, darüber denken wir nicht nach“, sagte Klopp und bewertete die starke Leistung ohne Euphorie: „Wir mussten einen extrem starken Gegner bearbeiten, das haben wir relativ gut getan.“

Nach einer Viertelstunde erspielte sich der Gast die erste Chance: Nach Kevin Großkreutz’ Pass lief Lucas Barrios allein auf das Mainzer Tor zu, er spitzelte den Ball an Christian Wetklo und ganz knapp am Pfosten vorbei. Die nächste Gelegenheit eröffnete sich dem BVB ohne eigenes Zutun: Wetklo trat nach einem Rückpass von Nikolce Noveski ein Luftloch, doch der Ball rollte denkbar knapp neben dem Pfosten ins Toraus.

„Es ist sehr untypisch für uns, dass wir so unsicher agieren“, sagte Noveski. Untypisch auch, dass die Mainzer in der ganzen ersten Halbzeit nur zu zwei guten Möglichkeiten kamen: Einmal wuselte sich Sami Allagui in den Dortmunder Strafraum, wurde in letzter Sekunde aber noch entscheidend gestört, Adam Szalai setzte einen Kopfball recht freistehend neben das Tor. Mehr ließ der BVB nicht zu. Und je mehr die Dortmunder ihren Gegner kontrollierten, desto überzeugter trugen sie ihre Angriffe vor. Mario Götze hätte schon nach 20 Minuten das 1:0 für den BVB erzielen müssen. Erst ließ er Bo Svensson ins Nichts rutschen, doch obwohl der 18-Jährige freie Sicht aufs Tor hat, scheiterte er aus zehn Metern an Wetklo.

Kurz darauf machte es Götze besser. Die Dortmunder profitierten von einem Abspielfehler des Mainzer Rechtsverteidigers Niko Bungert. Kurz vor dem eigenen Strafraum spielte er einen Fehlpass, er wollte sein Missgeschick ausbügeln – und grätschte den Ball genau in Götzes Füße, der Wetklo aus 13 Metern zum 1:0 überwand. Auch in der Folge waren die Dortmunder die reifere Mannschaft. Marcel Schmelzer scheiterte mit einem Weitschuss an Wetklo, und Barrios lenkte den Ball nach einer Kopfballvorlage von Neven Subotic an den Pfosten.

Erst nach der Pause spielten die Gastgeber fordernder. Dass sich ihnen gleich in der ersten Aktion der zweiten Hälfte die Chance zum Ausgleich bot, hatten sie aber wohl vor allem Schiedsrichter Michael Weiner zu verdanken. Der wertete ein Tackling von Neven Subotic an Szalai als Foul und entschied auf Elfmeter. „Jeder inklusive der Mainzer hat mit Weiterspielen gerechnet“, sagte Dortmunds Verteidiger Hummels. Dass über die Szene später nicht hitziger diskutiert wurde, lag daran, dass Eugen Polanski mit seinem schwachen Schuss an Weidenfeller scheiterte.

Es wurde nun in der Tat ein prickelndes Spitzenspiel – weil die Mainzer mehr machten, sich viele Bälle erkämpften und kontrollierter nach vorne spielten. Doch mitten hinein in ihre Bemühungen schloss Barrios einen klugen Dortmunder Spielzug zum 2:0 ab. Es war – 25 Minuten vor Schluss – die Entscheidung. Im fünften Spiel am Bruchweg konnten die Dortmunder zum ersten Mal überhaupt gewinnen. Dazu stellte der BVB einen neuen Bundesligarekord auf: Als erste Mannschaft startete er mit fünf Auswärtssiegen in eine Saison. Es hat schon Teams gegeben, die mit weniger Berechtigung an der Tabellenspitze standen.

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