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Sport: Mainz tanzt den HSV 2:1 aus

Mainz – Eine völlig neue Form des Siegesjubels hat Einzug gehalten in die Bundesliga. Sie funktioniert so: Die Spieler der siegreichen Mannschaft setzen sich in Strafraumhöhe vor der Stehtribüne in einer Reihe auf den Rasen.

Mainz – Eine völlig neue Form des Siegesjubels hat Einzug gehalten in die Bundesliga. Sie funktioniert so: Die Spieler der siegreichen Mannschaft setzen sich in Strafraumhöhe vor der Stehtribüne in einer Reihe auf den Rasen. Die Fans stimmen nun einen ganz speziellen Gesang an. „Wir singen“, so beginnen sie langsam, und dann fahren sie mit „humbahumba-humba-humba-tätärä“ fort. Mannschaft und Trainer sind dann urplötzlich auf den Beinen und hüpfen wie Gummibälle zu diesem rheinhessischen Fastnachtsschlager. Genau so sah das gestern aus, als Aufsteiger FSV Mainz 05 beim 2:1 (0:1) gegen den Hamburger SV seinen ersten Sieg in der Bundesliga feierte.

Die auch in der Hochburg der Fastnacht erstmals gezeigte neue Jubel-Choreografie nach dem Schlusspfiff zeigte, welch guter Art das Verhältnis von Anhängern und Hauptdarstellern am Mainzer Bruchweg ist. Der Doppelpass mit den Zuschauern, beim Bundesliganeuling gehört er dazu. Vorige Woche, als die Mainzer beim VfB Stuttgart mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten und mit 2:4 noch reichlich gut bedient waren, bejubelten 8000 mitgereiste FSV-Anhänger trotz der klaren Niederlage ihr Team – was natürlich nur ein schwacher Trost für die Mainzer Spieler war. Gegen den Hamburger SV war Trost nicht nötig. Der Belgier Daniel van Buyten verwandelte zwar in der 28. Minute zur 1:0-Führung für die Hamburger. Doch diese Führung war nach der Pause innerhalb von nur zwei Minuten durch zwei Tore von Antonio da Silva vergessen. Erst nach einer furchterregend schlechten ersten Halbzeit waren die Mainzer vor 18 700 Zuschauern nach etwas mehr als 140 Minuten in der Bundesliga auch mental in der höchsten deutschen Spielklasse angekommen.

„Wenn wir uns hier schon treffen, können wir auch gleich Fußball spielen“, soll ihr Trainer Jürgen Klopp in der Kabine in der Pause gesagt haben. Fehlte es vorher schon nicht an Unterstützung, so wurde spätestens nach dem Mainzer 2:1 jeder Befreiungsschlag bejubelt und jede noch so verunglückte Situation von den Rängen akustisch mit einem ortsüblichen „Helau“ begleitet. „Die Stimmung hier vermittelt uns genau das Gefühl, das wir brauchen“, sagte Klopp.

Niemand erwartet Kunststücke vom Aufsteiger. Der Fan ist schon mit solider Arbeit glücklich zu machen. Und dass das ordentlichen Fußball nicht ausschließt, haben die Mainzer beim ersten Bundesligaerfolg zumindest eine Halbzeit lang bewiesen. Der HSV hingegen hat gestern bewiesen, dass er noch längst nicht in gewünschter Form ist. So sah es auch Dietmar Beiersdorfer. „Die zweite Halbzeit war einfach nur ein Albtraum“, sagte der Sportdirektor der Hamburger.

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