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Zweiter Sieger. Marco Caligiuri (l.) kommt gegen HSV-Stürmer Ruud van Nistelrooy zu spät, Mainz fiel auf Rang zwei zurück. Foto: dapd

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Sport: Mainz verliert und lacht

Beim FSV lässt sich nach dem verpassten Bundesliga-Startrekord niemand die Laune verderben

Fragen nach der Befindlichkeit erübrigten sich. Harald Strutz, der Präsident des Fußball-Bundesligaklubs Mainz 05, hatte die Lippen fest zusammengepresst. Was er sagte, passte jedoch gar nicht zum Gesichtsausdruck: „Die Sache mit dem Rekord war eine tolle Sache, aber es tut mir nicht weh. Es wird weiter einen unglaublichen Hype um die Mannschaft geben, denn sie präsentiert sich prächtig.“ Eine beinahe fröhliche Einschätzung nach diesem verlorenen Spiel.

Siegen können die Mainzer, sogar in Serie, aber ob sie auch mit einer Niederlage gut umgehen können, das müssen sie jetzt erst noch zeigen. Das 0:1 gegen den Hamburger SV war für sie das erste Negativerlebnis seit dem 3. April, dem 0:2 in Nürnberg. Es folgten 200 Tage wie im Rausch und die Einstellung des Bundesliga-Startrekords. Doch einen Schritt vor dem Aufstieg zum alleinigen Rekordhalter – das wäre bei einem Remis gegen den HSV der Fall gewesen – ist Mainz gestolpert.

Cheftrainer Thomas Tuchel mag mit einigem nicht einverstanden gewesen sein, öffentlich geworden ist jedoch nur sein Ärger über den Schiedsrichter und dessen Assistenten – weil nur 40 Sekunden und nicht die avisierten zwei Minuten Zusatzzeit gespielt wurden. Doch ansonsten? „Das war heute keine Topleistung. Und trotzdem sind wir in der Lage gewesen, den HSV zu schlagen. Es hat uns im Abschluss an Präzision gefehlt“, sagte Tuchel.

Nun wird bei Mainz 05 nicht mehr alles so sein wie vor der wundersamen Siegesserie, doch die Aufregung dürfte etwas nachlassen. „Ich hätte nichts dagegen, wenn es etwas ruhiger wird“, sagte Manager Christian Heidel. Oder doch nicht? Ja, sicher, „wenn wir weiterhin immer gewonnen hätten, wären mir auch noch zehn Wochen Wirbel recht gewesen.“ Die Spieler hätten die erhöhte Aufmerksamkeit genossen. Innerhalb der Mannschaft, sagte Heidel, sei der Startrekord aber nie ein Thema gewesen. „Nicht einmal der Mannschaftsrat kam und wollte mit mir über eine Prämie diskutieren.“ Nach vier Wochen an der Tabellenspitze ist Mainz jetzt einen Platz abgerutscht. „Aber glauben sie mir“, sagte Heidel, „Mainz 05 hat kein Gramm Selbstbewusstsein verloren.“

Das Motto „wir sind wir“ hatte Tuchel bereits vor dem Hamburg-Spiel als Leitmotiv verkündet, und dass die jungen Wilden wie Schürrle, Holtby und Szalai weiterhin für Aufsehen sorgen werden, daran hat der Manager keinen Zweifel. „Diese Niederlage wirft die Mannschaft nicht zurück.“ Auch der 37-jährige Tuchel wiederholte das, was er seit seinem ersten Arbeitstag im August 2009 immer wieder betont: „Wir haben hohen Aufwand betrieben, das ist Standard, und das fordern wir ein.“

Gefordert ist die Mannschaft nun dennoch auf ganz andere Weise als bisher. Am Sonntag wird sie in Leverkusen zeigen müssen, ob sie auf den Spaß des Siegens angewiesen ist. Trainer Tuchel sagte, die Länderspielpause hätte „Abstimmung, Automatismen und gemeinsame Abläufe gekostet“. Unabhängigkeit von äußerlichen Umständen hört sich anders an.

Aber es gab noch eine mehr oder minder unabhängige Instanz, die Mainz 05 attestierte, „total stark gespielt und unglücklich verloren“ zu haben. Jürgen Klopp, einst Trainer am Bruchweg und nun als Verantwortlicher von Borussia Dortmund mit der Tabellenführung gesegnet, hatte sich traditionell per SMS in Mainz gemeldet. „Und sein Kotrainer Zeljko Buvac wird bestimmt nicht berichten, dass Dortmund in zwei Wochen locker in Mainz gewinnt“, sagte Heidel.

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