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Auch bei den Schwimm-Wettbewerben der Makkabiade gibt es ein deutliches Leistungsgefälle.

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Makkabiade in Berlin: Wenn Profis auf Breitensportler treffen

Die Makkabiade bezieht ihren Charme nicht zuletzt aus dem Aufeinandertreffen von Leistungs- und Hobbysportlern.

Georg Meier spricht leise und langsam. Doch er denkt unheimlich schnell. Der Schachspieler ist bei der Makkabiade neben dem Fechter Mark Perelmann der Star von Makkabi Deutschland. Diese jüdischen Sportspiele sind ja in jeder Hinsicht eine besondere Veranstaltung. Was die gesellschaftspolitische Bedeutung und auch das damit einhergehende Sicherheitsaufgebot betrifft. Aber eben auch, was das Sportliche anbelangt. Da trifft eine große Breitensportfraktion auf ein paar wenige Spitzensportler wie eben Meier oder Perelmann.

Beide sind im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft. Meier ist der zweitbeste Schachspieler Deutschlands, in der Weltrangliste befindet er sich meist unter den Top 100; Perelmann feierte bei den Junioren große Erfolge im Florettfechten, nun will der 21-Jährige es im Erwachsenenbereich an die Spitze schaffen. Bei den Europaspielen in Baku wurde er Fünfter mit der Nationalmannschaft.

Als Jude in Deutschland leben? Überhaupt kein Problem

Es sind mitunter ungleiche Duelle, wenn ein Meier die Figuren bewegt oder ein Perelmann das Florett schwingt. Auch wenn viele Gegner sie nicht fordern – beide sagen, dass der Turniersieg kein Selbstläufer sei. Überhaupt sind sie sind nicht hierhergekommen, um den anderen zu zeigen, wie es geht. Meier und Perelmann sind überzeugte Makkabianer. „Im Ausland werde ich oft gefragt, wie es ist, als Jude in Deutschland zu leben“, sagt Meier und gibt gleich die Antwort. „Es ist überhaupt kein Problem. Und diese Spiele hier in Berlin sind ein Zeichen, dass das so ist.“

Makkabi liegt Meier, der bei der Makkabiade vor vier Jahren in Wien schon den Titel gewann, am Herzen. Und wie viele deutsche Teilnehmer können auch Meier und Perelmann Familiengeschichten erzählen, die die Spiele für sie besonders machen. Die Vergangenheit wohnt den European Maccabi Games inne. So mussten Meiers Großeltern vor den Nationalsozialisten fliehen. Sie emigrierten nach Uruguay. „Dass die jüdischen Sportspiele hier in Berlin, im Olympiapark stattfinden, verleiht ihnen ein großes Gewicht“, sagt Meier. Und Perelmann berichtet von seinem Opa, den die Nazis aus Lemberg trieben und der sich nach Usbekistan rettete. „So etwas darf nie wieder passieren“, sagt Perelmann. Der Fechter schwärmt von seinem Heimatland. „Deutschland hat sich unglaublich entwickelt. Hier wird Toleranz gelebt. Ich habe hier noch nie selbst Antisemitismus erlebt.“

Gegen die Stars sind alle besonders motiviert

Dass sich die sportliche Herausforderung für Meier und Perelmann in Grenzen hält, stört offenbar nicht. Zwar erwartet man von beiden den Sieg, doch ist der Druck für sie geringer als bei Wettbewerben mit der deutschen Nationalmannschaft. „Hier ist alles nicht so verkrampft“, sagt Perelmann. Und Meier findet es auch mal angenehm, wenn er vor der nächsten Paarung das Stellungsspiel seines Gegners nicht so intensiv analysieren muss wie sonst. Er sagt aber auch: „Die Grundspannung ist immer da.“ Das muss auch sein. Denn natürlich sind die anderen besonders motiviert, wenn es gegen die Stars dieser europäischen Makkabiade geht. Meier bekam das bereits zu spüren. Hatte er seine ersten beiden Spiele am Mittwoch noch locker für sich entschieden, trotzte ihm am Donnerstag Ilja Brener ein Remis ab. Brener startet wie Meier für Makkabi Deutschland, das traditionell sehr stark besetzt ist im Schach.

Für Perelmann beginnen die Wettkämpfe erst am Freitag. Sie finden im Kuppelsaal auf dem Gelände des Sportforums statt. Perelmann hat einen guten Ruf zu verlieren. Die Schwierigkeit für die wenigen herausragenden Sportler bei diesen Maccabi Games besteht darin, die Balance zu finden zwischen Spaßhaben und Einen-professionellen-Wettkampf-Abliefern. Sollte Meier und Perelmann dies gelingen, werden sie mit ziemlicher Sicherheit Goldmedaillen für das favorisierte Makkabi Deutschland holen. Sollten sie es nicht schaffen, wäre es für die beiden vermutlich auch nicht so schlimm. Denn bei den mit wenigen Ausnahmen breitensportlichen Makkabiot gilt viel mehr noch als bei Olympischen Spielen: Dabei sein ist alles.

Alle Artikel über die Makkabiade in Berlin finden Sie auf unserer Themenseite zur Makkabiade.

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