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Sport: Mal was Neues

Michael Schumacher gelingt es in Frankreich, als erster Formel-1-Pilot trotz vier Boxenstopps zu gewinnen

Wie kann man sich die Motivation erhalten, wenn man praktisch alle Rekorde schon sein eigen nennt? Michael Schumacher hat am Sonntag in MagnyCours die Antwort gegeben: Er erschuf einfach eine neue Kategorie. Der sechsmalige Formel-1-Weltmeister hat beim Grand Prix von Frankreich als erster Fahrer der Geschichte ein Rennen gewonnen, obwohl er gleich vier Boxenstopps eingelegt hat.

Dass es sich dabei um seinen neunten Sieg im zehnten Saisonrennen, seinen 79. insgesamt handelte und ihm der siebte Titel eigentlich nicht mehr zu nehmen ist – geschenkt. Schumacher erfreute sich eher daran, wie er das Rennen vor dem Spanier Fernando Alonso im Renault und seinem Ferrari-Teamkollegen Rubens Barrichello gewonnen hatte. „Es wird in die Geschichte eingehen, dass man mit vier Stopps gewinnen kann“, sagte er später. „Ich glaube, wir waren die Ersten, die das mit Absicht gemacht haben.“ Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn hatte die vorgesehene Drei-Stopp-Strategie in dem von der Taktik bestimmten Rennen nach dem zweiten Boxenbesuch kurzerhand über den Haufen geworfen. „Einfach grandios“, sagte Schumacher, „das war die Grundlage zum Sieg. Ohne Risiko kein Spaß.“ Dabei vergaß er zu erwähnen, dass auch er selbst wie gewohnt eine brillante Leistung zeigte.

Am Start aber hatte Alonso seine Poleposition vor Schumacher am Start nicht nur verteidigt, er baute den Vorsprung in der Folge sogar aus. Der Schotte David Coulthard verlor im neuen McLaren-Mercedes dagegen zwei Plätze und nahm im MP4-19B als Fünfter die Verfolgung auf. Bis zur der 25. Runde gab es keine Positionsveränderungen, doch dann drehte Schumacher auf. Weil sein Auto durch die geänderte Strategie mit weniger Benzin unterwegs und damit leichter war, konnte er mehrere schnelle Runden in Folge fahren. Als Alonso in der 32. Runde zum zweiten Mal an die Box fuhr, übernahm der Kerpener die Führung. „Michaels Strategie hat uns richtig überrascht“, gab der Spanier zu. Auch nach seinem dritten (43. Runde) und überraschenden vierten Halt (58.) konnte Schumacher seine Führung behaupten. Für Renault kam es beim Heimrennen sogar noch schlimmer: Mit einer beherzten Attacke in der vorletzten Kurve verdrängte Ferrari-Pilot Barrichello Renault-Fahrer JarnoTrulli noch von Position drei.

Auch für BMW-Williams endete das Rennen mit einer Enttäuschung: Der Kolumbianer Juan Pablo Montoya holte als Achter nur einen Punkt, weil er durch einen Dreher drei Plätze verloren hatte. Marc Gené kam sogar nur als Zehnter ins Ziel. Der 30 Jahre alte Spanier war für Ralf Schumacher eingesprungen, der sich beim Grand Prix in den USA schwer verletzt hatte. Aber auch wenn Schumacher nicht im Cockpit saß, so war er doch ein Protagonist dieses Wochenendes: Sein Manager Willi Weber gab bekannt, dass Schumachers neuer Vertrag endlich perfekt ist und sein künftiger Arbeitgeber in der nächsten Woche bekannt gegeben werden soll. „Alles ist in trockenen Tüchern“, versicherte Weber. Praktisch alles spricht dafür, dass Schumacher 2005 bei Toyota fahren wird. Ob er in dieser Saison noch einmal ins Auto steigt, ist aber unklar.

Zufrieden war dagegen Mercedes-Sportchef Norbert Haug mit dem fünften Platz von Coulthard. Die Premiere des neuen McLaren verlief viel versprechend. „Der Speed für Rang drei war vorhanden, aber Coulthard verlor beim Start zwei Plätze“, sagte Haug. „Wir können jetzt wieder mitmischen und werden uns weiter verbessern.“ Viel Zeit zum Testen bleibt allerdings nicht. Bereits in einer Woche findet in Silverstone der elfte Saisonlauf, der Große Preis von Großbritannien, statt. Jordan-Pilot Nick Heidfeld kam nach einer durchwachsenen Vorstellung auf den 16. Platz.

In der WM-Wertung baute Schumacher seinen Vorsprung mit 90 Punkten weiter aus. Zweiter bleibt Barrichello mit 68 Zählern vor dem Briten Jenson Button im BAR-Honda (48) und Trulli (46).

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