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Sport: „Man kann nicht bloß lachen“ Gladbachs Sportdirektor Eberl über die 0:7-Pleite

Herr Eberl, dem 0:4 gegen Frankfurt folgte nun unmittelbar danach das 0:7 gegen Stuttgart..

Herr Eberl, dem 0:4 gegen Frankfurt folgte nun unmittelbar danach das 0:7 gegen Stuttgart...

Dazwischen lag eine Länderspielpause, aber das macht die Sache nicht besser.

Wie ist dieses 0:7 zu erklären?

Offenbar war der überraschende 6:3-Sieg in Leverkusen Gift für unsere Mannschaft. Wir haben vergessen, dass Fußball in der Abwehr beginnt. Da haben einige gedacht, es reiche, wenn man Fußball nur spielt. Gegen Stuttgart und gegen Frankfurt haben wir schmerzlich erfahren, was Fußball ausmacht.

Nämlich?

Man muss versuchen zu gewinnen. Und man muss auf den Platz gehen und malochen. Fußball ist auch Kampf und Einsatz, man muss sich Tore und Punkte verdienen.

Hatten Sie nach dem Sieg gegen Leverkusen und vor allem nach der Heimniederlage gegen Frankfurt nicht auf die Gefahr hingewiesen, dass man Dinge zu leicht nehmen kann?

Und ob wir das getan haben. Die Mannschaft aber hat es nicht geschafft, den Schalter umzulegen, obwohl sie das im Training angedeutet hatte. Aber auch im Umfeld des Klubs sind Erwartungen geschürt worden, die wir nicht erfüllen können.

Was werfen Sie der Mannschaft nach dem Stuttgart-Spiel konkret vor?

Sie hat einfachste Grundzüge des Fußballs nicht gezeigt. Deshalb sind wir vom VfB Stuttgart so gnadenlos bestraft worden. Die Mannschaft muss begreifen: Spaß kannst du vielleicht am Ende einer Saison haben, wenn du etwas erreicht hast. Aber Spaß hat man nicht nach dem zweiten Spieltag, weil man sechs Tore in Leverkusen geschossen hat. Heute mussten wir unseren Plan schon nach 94 Sekunden aufgeben. Stuttgart muss bekämpft werden. Den VfB kann man nicht spielerisch auseinander nehmen.

Die Spieler verschwanden schweigend im Teambus. War das die richtige Reaktion auf die Niederlage?

Sie sollten alles erstmal mit sich ausmachen, bevor sie in die Öffentlichkeit gehen. Sie hatten sechs Stunden Busfahrt vor sich und Zeit, alles zu reflektieren und sich an die eigene Nase zu fassen. Niemand hat einen Grund, auf den anderen zu zeigen.

Wie muss es jetzt weiter gehen?

Am Mittwoch gegen St. Pauli muss eine Reaktion her, ganz einfach. Die Spieler müssen sich ernsthaft auf ein Spiel vorbereiten. Man kann nicht bloß viel miteinander lachen. Die Situation ist nicht ungefährlich. Momentan stehen Teams hinter uns, die qualitativ gesehen vor uns stehen müssten. Die überholen uns noch.

In Stuttgart kassierte die Mannschaft fünf Tore aus Standardsituationen.

Ehrlich gesagt, musste man bei jeder Flanke Angst haben, dass das Ding rein geht. Was ist einfacher, als bei einer Standardsituation zu verteidigen? Das bedeutet Aufmerksamkeit, Einsatzbereitschaft und körperliche Arbeit. Davon war nichts zu sehen.

Sind personelle Konsequenzen nötig?

Nach so einer bitteren Niederlage möchte ich nicht über Personalien reden. Aber die turnusmäßige Mannschaftssitzung wird sicher anders verlaufen als üblich. Wir alle werden nun richtig den Kopf gewaschen bekommen.

Ist das Spiel gegen St. Pauli schon ein Schlüsselspiel?

Nach elf Gegentoren in zwei Spielen ist es zumindest ein extrem wichtiges Spiel. Wir haben mit zwei Spielen viel von dem kaputt gemacht, was wir mühsam aufgebaut haben. Am Mittwoch müssen sich unsere Spieler zerreißen. Die Fans müssen es sehen, und wir wollen es auch sehen.

Aufgezeichnet von Oliver Trust

Max Eberl (36) ist Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Als Profi absolvierte er 104 Bundesliga- und 111 Zweitligaspiele. Er spielte u. a. für Mönchengladbach.

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