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Mario Mandzukic benutzt gern mal die Ellenbogen, um sich Platz zu verschaffen.

© AFP

Mandzukic und Silva: Zwei wie Feuer und Wasser

Der Spanier David Silva und der Kroate Mario Mandzukic sind Stars bei dieser EM. Ihr Stil könnte kaum gegensätzlicher sein – der ihrer Nationalmannschaften auch nicht.

Jeden Nachmittag kam Vicente del Bosque aus seinem Büro hoch oben im Bernabeu-Stadion herunter, um den kleinen Jungen spielen zu sehen. Del Bosque war vor zwölf Jahren noch Trainer von Real Madrid und sein Verein veranstaltete auf dem Stadiongelände ein Sichtungstraining. Der kleine, flinke Junge, der Haken schlug wie ein Hase, war mit seiner Familie aus dem fernen Ferienparadies Gran Canaria nach Madrid gereist, in der Hoffnung, dort bleiben zu können. In del Bosque hatte er schon bald einen Fan. Der Trainer sah in ihm ein Versprechen für die Zukunft. Nur wollte niemand bei Real del Bosques Einschätzung folgen. Eine mögliche Verpflichtung des damals 14-Jährigen wurde abgelehnt. Als Begründung hieß es, er sei zu klein.

Sichtlich größer geworden ist David Silva seitdem nicht mehr – seine Titelsammlung dagegen schon. Mit Spanien ist er Welt- und Europameister geworden und hat als Spieler von Manchester City vor kurzem die englische Meisterschaft gewonnen. Es gibt nur wenige Fußballer, die all das im Alter von 26 Jahren von sich behaupten können.

Silva hat seinen Weg gemacht, trotz seiner geringen Körpergröße von 1,70 Meter. Oder gerade wegen ihr. Die Zeiten haben sich geändert, mittlerweile wird in Spanien kein Spieler mehr wegen fehlender Zentimeter abgewiesen. Wichtig ist nur, was einer mit dem Ball anstellen kann. Und da ist der Außenangreifer David Silva kaum zu übertreffen. Im ersten Gruppenspiel, Spanien war gerade gegen Italien in Rückstand geraten, spielte er einen Pass auf Cesc Fabregas, wie ihn nur ganz wenige auf dieser Welt spielen können. Aus dem Fußgelenk. Ohne hinzusehen. Direkt in die Nahtstelle der italienischen Abwehr. Oder gegen Irland. Silva schlug erst einen Haken und dann noch einen, bis einer der irischen Verteidiger umgefallen war. Denen, die stehenblieben, schoss er den Ball zur Strafe durch die Beine und zum 2:0 ins Tor. „David Silva ist unser Messi“, hatte Vicente del Bosque vor der Europameisterschaft gesagt. Soll heißen: Ganz egal, dass Lionel Messi vom FC Barcelona als Argentinier nicht für Spanien spielen darf, wir haben ja Silva. Momentan gibt es wohl kein größeres Kompliment für einen Fußballer.

David Silva dribbelt sich viel lieber davon.
David Silva dribbelt sich viel lieber davon.

© dpa

Del Bosque ist nicht mehr bei Real Madrid, er trainiert seit vier Jahren die spanische Nationalmannschaft. Unter ihm ist Silva gesetzt. Weil er mit seinem Spielstil all das repräsentiert, was Spaniens Fußball derzeit ausmacht. Silva dribbelt. Silva passt. Silva beschützt den Ball. Und alles bei höchstem Tempo.

So werden sie auch heute wieder spielen, im entscheidenden letzten Gruppenspiel gegen Kroatien. Ein Unentschieden würde dem Titelverteidiger zum Weiterkommen reichen. Verlassen wollen sie sich darauf aber nicht und sicherlich hat Silva auch einen spanischen Sieg prognostiziert. Die Spieler haben vor der EM ein internes Tippspiel gestartet. Wie es dort aktuell aussieht, verriet Verteidiger Raúl Albiol. „Cesc Fabregas führt knapp vor David Silva.“

Hellseherische Fähigkeiten hätten sie sich auch bei Real Madrid gewünscht. Vor zwei Jahren versuchte der Verein, seinen Fehler von einst zu korrigieren und bot dem FC Valencia 30 Millionen Euro für David Silva. Vergeblich. Der hatte nicht vergessen. Und ging lieber zu Manchester City. Sebastian Stier

Der Zierliche

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