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Roland Koch (vorn) und Theo Zwanziger reden derzeit offenbar aneinander vorbei.

© dpa

Manfred Amerell: Streit an der DFB-Spitze spitzt sich weiter zu

Der Streit an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über den Umgang mit dem früheren Schiedsrichter-Obmann Manfred Amerell wächst sich zur Vertrauenskrise aus.

DFB-Präsident Theo Zwanziger ging am Mittwoch auf Konfrontation zu seinem Vize Rainer Koch. „Der DFB legt großen Wert auf die Feststellung, dass unser Präsident weder im Vorfeld noch im Anschluss von Herrn Koch aus über dessen Treffen mit Herrn Amerell informiert wurde“, sagte DFB- Mediendirektor Ralf Köttker dem Tagesspiegel.

Das Treffen sei dem DFB durch die Medien bekannt geworden, nicht aktiv durch Koch, wie der öffentlich nahegelegt hatte. „Das war sicher keine vertrauensbildende Maßnahme“, fügte Köttker an. Dieser Satz deutet auf das zerrüttete Verhältnis von Zwanziger und Koch hin, der nun zum Rapport einbestellt ist. Sollte es zu keiner Annäherung kommen, steht bei der nächsten DFB-Präsidiumssitzung am 2. Dezember eine Machtprobe an.

Wie berichtet, hatte sich Koch mit Amerell getroffen und dabei nach eigenen Angaben ein Gespräch „im Interesse des DFB“ geführt. Nach Aussage von Amerell ging es um eine Anzeige Amerells gegen den früheren Fifa-Schiedsrichter Michael Kempter wegen angeblichen Betrugs bei einer Leistungsprüfung. Kempter hatte Amerell einst öffentlich sexuelle Belästigung vorgeworfen, was dieser bestreitet. Zuletzt setzte Amerell die Steuerfahndung auf Spitzenschiedsrichter an, die internationale Spiele nicht korrekt versteuert haben sollen. Dabei gab es Razzien und Untersuchungen bei mehr als 20 Referees, offenbar auch bei Kempter.

Koch will nichts über sein Gespräch mit Amerell sagen. Nur so viel: „Das Treffen diente dem Versuch der Durchbrechung des immer größer und gefährlicher werdenden Konfliktpotenzials“ – also einer Entschärfung der seit zwei Jahren anhaltenden Krise zwischen DFB und Amerell.

Offenbar ging es auch um das Mediationsverfahren, das Zwanziger angestoßen hatte. Als Mediator hatte der DFB-Chef den früheren Ratspräsidenten der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, bestellt. „Den Mediationsauftrag gibt es weiterhin“, sagt Huber auf Nachfrage. „Er ist weder abgeschlossen noch abgebrochen.“ Koch sieht sich wohl als Vermittler. Zwanziger aber fühlt sich wohl von ihm hintergangen.

Beim DFB herrscht auch angesichts der anhaltenden Steueraffäre hektische Betriebsamkeit. Nach Informationen des Tagesspiegels hat Zwanziger die deutschen Spitzenschiedsrichter für Freitag kurzfristig in die Verbandszentrale geladen.

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