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Sport: Mangelhaft im Zeugnis

Vor der Mitgliederversammlung verschlechtert das Aus im DFB-Pokal die Lage bei Borussia Dortmund

Es gibt Zeiten, in denen einfach alles schief geht: Borussia Dortmund muss sie zur Zeit erleben. Der Champions-League-Sieger von 1997 hat mit knapp 119 Millionen Euro den größten Schuldenberg in der Geschichte der Bundesliga angehäuft und bewegt sich auch sportlich nahe am Abgrund. Im UI-Cup gescheitert, in der Bundesliga wird der einstige Stolz des Ruhrgebiets auf dem 12. Platz geführt, und nun ist der börsennotierte Klub auch im Pokal draußen.

Als Ewerthon kurz vor Schluss des Spiels in Hannover einen Foulelfmeter am Tor vorbeisetzte und die 0:1-Niederlage besiegelte, war der Dortmunder Führungsriege auf der Tribüne das Grauen über das Fortschreiten des Niedergangs anzusehen. Wieder hatte ihr Verein eine Chance vergeben. „Dabei wäre der Pokal für uns eine Möglichkeit gewesen, wieder in den internationalen Wettbewerb zu kommen“, sagte Manager Michael Meier.

Nun bleibt nichts als Frust. Die Mannschaft spielte oftmals passiv und leidenschaftslos. Zudem ist der Kader mit derzeit 14 Ausfällen so ausgedünnt, dass kaum noch personelle Alternativen bleiben. Trainer Bert van Marwijk muss in Dortmund den Mangel verwalten und hat die Parole ausgegeben, „bis zur Winterpause irgendwie zu überleben. Danach muss der Verein personell reagieren.“ Der für den kommenden Sommer geplante Transfer des Baselers Phillip Degen soll vorgezogen werden. Zudem würde van Marwijk seinen Schwiegersohn Mark van Bommel gern vom PSV Eindhoven zum BVB holen.

Doch die geforderten Investitionen erscheinen ob der wirtschaftlichen Lage des Klubs illusorisch. BVB-Großaktionär Florian Homm fordert weitere Sparmaßnahmen. „Alle Ausgaben müssen durch den Fleischwolf“, sagt er. Eine Schlussfolgerung aus der Analyse, die das Institut für Wirtschaftsprüfung im Auftrag des Wirtschaftsmagazins „Capital“ erstellt hat: „Sowohl die Ertrags- als auch die Finanzsituation muss man als katastrophal einschätzen“, sagt Institutsleiter Karlheinz Küting. „Verbessert sich die Situation nicht grundlegend, dürfte der Bestand des Unternehmens gefährdet sein.“ Wenige Tage vor der Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag ist das ein schlimmes Zeugnis für die Geschäftsführer Gerd Niebaum und Michael Meier. Großaktionär Homm kündigte im Gespräch mit „Capital“ eine Umwandlung der Gesellschaftsform an. Auf Homms Wunsch wird zudem der Schweizer Unternehmer Ruedi Baer für den Aufsichtsrat kandidieren.

Unterdessen gerät Niebaum, der seinen Posten als Vereinspräsident für Reinhard Rauball frei machen wird, weiter in die Schusslinie: Das ARD-Magazin „Report aus München“ berichtete, der Finanz-Dienstleister „Viscardi“ habe 1,5 Millionen Euro für die Vermittlung des Investors Homms erhalten. Zudem habe das Finanzberatungs-Unternehmen „DFM“ über einen langen Zeitraum ein monatliches Beraterhonorar von 58 000 Euro erhalten. Zu DFM gehört der CDU-Politiker Friedhelm Ost, ein Freund Niebaums. Auf der Hauptversammlung in der Westfalenhalle will Niebaum nun „die Gelegenheit nutzen, einige Dinge klar zu stellen“.

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