zum Hauptinhalt
...verzeihen. Neu-Bayer Manuel Neuer hofft auf die Gnade der Schalke-Fans.

© dapd

Manuel Neuer: Verlieben, verlieren, vergessen... Manuel Neuer leidet an Amnesie. Eine Polemik

Vor der Begegnung zwischen dem FC Schalke 04 und Rekordmeister Bayern München dreht sich alles um die Rückkehr von Nationaltorwart Manuel Neuer zu seinem alten Verein Schalke 04.

Manuel Neuer spielt heute mit seinem neuen Verein FC Bayern bei seinem alten Verein FC Schalke 04. Alle, die sich darüber aufregen, seien beruhigt: Manuel Neuer scheint einfach ein sehr vergesslicher Mensch zu sein.

Erstmals wurde das im April deutlich. Nachdem er schon einige Gespräche mit den Verantwortlichen des FC Bayern geführt hatte, verkündete er seinen Abschied vom FC Schalke auf einer Pressekonferenz. Schalkes Manager Horst Heldt saß neben Neuer und sagte: „Ich habe Manuel in den letzten Tagen darüber informiert, dass der FC Bayern Interesse an ihm hat.“ Nicht unbedingt überraschend, hielten sich die Berichte über ein Interesse der Bayern schon seit zwei Jahren. Selbst die Bayern-Verantwortlichen behandelten das nicht unbedingt wie ein Staatsgeheimnis. Auch die letzten Inuit oder Aborigines müssen davon gewusst haben. Nicht ausgeschlossen, dass Osama bin Laden damals in seiner Ferienwohnung in Abbotabad über einen Wechsel von Neuer zum FC Bayern diskutierte. Nur Neuer selbst war offenbar ahnungslos. Er bestätigte auf derselben Pressekonferenz: „Horst Heldt hat mich darüber informiert, dass die Bayern Interesse an mir haben.“ Leider stellten die anwesenden Journalisten nicht die zwingende Frage: Wie haben Sie darauf reagiert? Verwundert? Geschockt? Überrascht?

Einen Monat später, nach dem Schalker Pokalfinale in Berlin, war es schon mitten in der Nacht, als sich Schalkes Aufsichtsratvorsitzender Clemens Tönnies noch einmal an Neuer anschmiegte. Auf einer Party redete er minutenlang auf ihn ein. Dem Boulevard steckte Tönnies, eigentlich mehr Fleischfabrikant als HNO-Arzt: „Ich werde Manu den Bayern aus dem Rachen reißen.“ Tönnies wollte also nachts um zwei Uhr etwas alkoholgeschwängert das schaffen, was Manager Horst Heldt und Trainer Ralf Rangnick mit nüchternen Kopf nicht geschafft hatten, nämlich Neuer zum Bleiben überreden. Er habe Neuer noch einmal verdeutlicht, wie geil der FC Schalke sei. Dabei dürfte Neuer den Verein mehr als rudimentär kennen, schließlich spielte er dort seit seinem vierten Lebensjahr. Kein Vorwurf an Tönnies, er setzte schlicht und einfach auf die Vergesslichkeit von Manuel Neuer. 20 Jahre Vereinszugehörigkeit rutschen einem schnell durch. Wieder blieb die Frage aus: Wie hat Neuer reagiert? Hat er noch mal Nachfragen gestellt, was genau das für ein Verein sei, von dem Tönnies da berichtete?

Wiederum nur einen Monat später war Neuer bereits in Diensten des FC Bayern. Man fragte ihn zu seinem Eckfahnenjubel im Münchener Stadion. Dieser war eine Parodie auf Oliver Kahn gewesen, der auf diese Art die für Schalke tragische Meisterschaftsentscheidung 2001 zelebriert hatte. Neuer beschwichtigte, das sei ein Blackout gewesen. Ebenso ein Blackout wie seine Antwort im Schalker Jahrbuch vor einigen Jahren, nie zum FC Bayern zu gehen. Die rasend-schnelle Welt von heute provoziert Blackouts und Erinnerungslücken. Manager vergessen, dass sie jahrelang Konten in der Schweiz hatten. Politiker können sich nicht mehr erinnern, von wem und in welcher Höhe sie Spendengelder angenommen haben. Manche Regierungen verlängern in einem kurzen Blackout die Akw-Laufzeiten und können sich später nicht mehr daran erinnern. Warum sollten gerade Fußballspieler nicht von der sich immer weiter ausbreitenden Amnesie betroffen sein? Es bedarf mehr Post-It-Zettel für Bundesligaspieler, auf denen steht, wer ihr Herzensverein ist und mit wem sie schon Vertragsgespräche geführt haben.

Deshalb die Forderung an alle Schalke-Fans: Vergesst die Proteste! Denn vielleicht kommt Neuer bald wieder zum FC Schalke zurück mit der Begründung: „Diese ganze Vertragsunterschrift bei den Bayern war nichts anderes als ein totaler Blackout.“

Zur Startseite