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Nach 2:23:07 Stunden. Die Äthiopierin Tiki Gelana, Erste des Marathons der Frauen, bei ihrer Zielankunft.Foto: dpa

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MARATHON: Zu Hause in London

London - Wenn es eine Hauptstadt des Marathonlaufes geben würde, dann müsste es London sein. Als die Wiege des Marathons gilt zwar der griechische Ort Marathon, doch zu Hause ist das klassische Rennen ebenso in London.

London - Wenn es eine Hauptstadt des Marathonlaufes geben würde, dann müsste es London sein. Als die Wiege des Marathons gilt zwar der griechische Ort Marathon, doch zu Hause ist das klassische Rennen ebenso in London. Zum dritten Mal wird am Sonntag (12 Uhr, Ortszeit) ein olympischer Marathon der Männer in der Metropole gestartet. Es war in London 1908, als das klassische Rennen erstmals über die heute gültige Distanz von 42,195 km führte. Und in keiner anderen Stadt der Welt wurden so oft Weltrekorde aufgestellt: Insgesamt 15 Mal gab es an der Themse seit 1908 Bestzeiten. Über Jahrzehnte hinweg setzte der Polytechnic-Marathon, der im westlichen Teil der Metropole stattfand, internationale Maßstäbe. Heute ist der London-Marathon ein weltweiter Trendsetter für den Laufsport.

Der olympische Marathon von London 1908 ist vor allem wegen seines dramatischen Rennverlaufes in Erinnerung geblieben. Der italienische Bäcker Dorando Pietri lag bei Temperaturen von gut 25 Grad Celsius lange Zeit in Führung und erreichte als Erster das Stadion. Doch vollkommen erschöpft lief er in die falsche Richtung. Nachdem ihm der richtige Weg gewiesen worden war, taumelte er und fiel fünfmal zu Boden. Als dann sein amerikanischer Verfolger John Hayes das Stadion erreichte, konnten es einige Offizielle nicht mehr mit ansehen: Sie führten den Italiener über die Ziellinie, was zur Folge hatte, dass Dorando Pietri disqualifiziert wurde. Der Sieger hieß John Hayes mit einer Zeit von 2:55:18,4 Stunden.

Ein ähnlich dramatisches Finish gab es 40 Jahre später, beim zweiten olympischen Marathon in London: Als der führende Belgier Etienne Gailly in das Stadion hineinlief, war auch er am Ende seiner Kräfte. Gailly konnte kaum noch einen Schritt vor den anderen setzen. Zwei Läufer überholten ihn noch: Delfo Cabrera (Argentinien) wurde in 2:34:51,6 Stunden Olympiasieger vor Thomas Richards (Großbritannien).

Schon ein Jahr nach dem ersten olympischen Marathon in London hatte sich 1909 in der Stadt ein anderes hochklassiges Rennen über die 42,195 km etabliert: der Polytechnic-Marathon, der 1996 zum letzten Mal stattfand. „The Polytechnic“ war die Londoner Universität, die heute „University of Westminster“ heißt. Dreimal in Folge stellte der Brite James Peters dort eine Weltbestzeit auf. 1953 blieb er dabei als erster Marathonläufer unter 2:20 Stunden (2:18:40). 1965 gewann der Japaner Morio Shigematsu mit 2:12:00. Es war die achte und letzte Weltbestzeit in der Geschichte des Polytechnic-Marathons.

Seit 1981 gibt es nun bereits den London-Marathon. Die Premiere fand mit 7747 Läufern statt, inzwischen sind es über 35 000 Starter. Spitzensportlich ist der London-Marathon das seit langem bestbesetzte City-Rennen des Jahres. Etwa eine Million Zuschauer säumen jedes Jahr die Strecke in Englands Hauptstadt.Jörg Wenig

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