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Marcel Reif

© dpa

Marcel Reif: Live aus dem Stadion

Der neue Meister gegen den aktuellen Meister? Allzu utopisch ist die Vorstellung nicht beim Spiel des SV Werder Bremen gegen den VfL Wolfsburg.

Und zwar nicht, weil die Bayern nachhaltig schwächeln, sondern weil Werder wieder Werder ist: Ruhig, entspannt, abgeklärt, souverän und eben erfolgreich. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft und ich weiß schon noch, dass ich vor nicht allzu langer Zeit den Bremern einen Personalwechsel empfohlen habe und dem Trainer Thomas Schaaf eine Veränderung. Was soll ich sagen? Sie haben nicht auf mich gehört, und das war offensichtlich gut so.

Werder bietet, neben Leverkusen, den schönsten Fußball der Liga, Werder schießt bei guter Laune sechs Tore, wie früher, nur, dass damals den sechs Toren vier oder fünf kassierte gegenüberstanden und heute oft eine Null. Sie haben ihre Schwächephase gemeistert mit der Ruhe, die aus der Kraft entsteht. Werder 2009 hat Balance und Spieler wie Hunt, Özil, Marin, die weit weniger gekostet haben als andere anderswo, sagen wir im Süden des Landes, die aber verlässlich zeigen, warum man sie geholt hat.

Und Wolfsburg, der VfL? Hat jemand ernsthaft geglaubt, die könnten den Titel verteidigen? Trainer Armin Veh gewiss nicht, und das hat er klugerweise stets betont. Weil die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs nicht einmal mit den enormen Mitteln der Wolfsburger auszuhebeln sind, weil nach der Meisterschaft sich ein bisschen Sattheit breitmacht, weil neue Belastungen hinzukommen, weil niemand mehr überrascht ist von Wolfsburg, sondern alle gewarnt. Der VfL also ein one-hit-wonder? Beileibe nicht, sie werden sich festsetzen als solide Kraft der Liga, nüchtern und sachlich, nicht kokett, nicht tiefstapelnd, sondern realistisch.

War das nicht das, was ich gerade über den SV Werder Bremen gesagt habe? Aber ja, genau. Es ist eben nicht utopisch, dass da gestern der aktuelle Meister gegen den neuen Meister gespielt hat.

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