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Marcel Reif. TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Marcel Reifs Kolumne: Bayerns Zukunft ist Heynckes

Egal, wie diese Saison für die Teams aus München und Leverkusen auch ausgeht: Für die nächste hat Bayern bereits etwas Entscheidendes gewonnen und Bayer verloren: Den Trainer Jupp Heynckes.

Es gab vor dem Spiel von Bayer Leverkusen in Kaiserslautern eine schöne und charakteristische Szene. Da wurde Rudi Völler gefragt, ob denn der scheidende Trainer Jupp Heynckes wohl Leverkusener Spieler nach München zum neuen Arbeitgeber FC Bayern mitnehmen werde. Eine Frage, die auch Völler nicht endgültig beantworten konnte, aber wenn es so wäre, sagte Völler, dann würde er dennoch Jupp Heynckes immer umarmen, weil er ein so anständiger Mensch sei. So kann’s eben auch gehen, eine Trennung voller Respekt, ohne Geschmäckle, ohne Groll.

Wohl auch, weil keinerlei Zweifel daran besteht, dass dieser Jupp Heynckes alles dafür tun wird, sich seinen künftigen Arbeitsplatz nicht vorzeitig zu verschönern. Er wird Bayer, da bin ich sehr sicher, sehr ordentlich auf Platz zwei führen, und wenn der BVB aus Dortmund es zulässt, nervös zu werden, auch noch höher (wofür allerdings nicht sehr viel spricht). Ob die Bayern dann in der Champions League spielen oder im Loser-Cup, wird Heynckes sicherlich nicht egal sein, aber auch erst dann beschäftigen.

Es mag spekuliert werden, dass Uli Hoeneß seinem alten Freund vor der Pensionsgrenze einen letzten Dienst erwiesen hat. Mit anderen Worten, dass Heynckes den FC Bayern braucht. Daran ist nichts. Vielmehr ist es umgekehrt: Der FC Bayern braucht Heynckes. Um ein klares Konzept umzusetzen und um eine Mannschaft auszubalancieren. Das hat Bayern dringend nötig. Und wer kann das bewerkstelligen? Jupp Heynckes.

Den Beweis hat er in Leverkusen geliefert. Da hat er ein klares Konzept umgesetzt und eine Mannschaft ausbalanciert, die vogelwild war und Fußball nach Lust und Laune spielte, auch wenn sie keine Lust und Laune hatte. Geschafft hat Heynckes die Befriedung, obwohl er die Causa Ballack zu behandeln hatte. Wie er die Situation meisterte, klar und sauber, auch das spricht für den Trainer Heynckes. Es war zu hören, dass Ballack reichlich unflätig geworden war in einer Auseinandersetzung mit dem Coach. Es wird Heynckes in seiner Entscheidung pro Bayern auch befeuert haben, dass die Chefs von Bayer sich unentschlossen zeigten, wie sie es mit Ballack künftig halten wollen.

Wie auch eine Äußerung von Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser sich eher kontraproduktiv ausgewirkt haben könnte. Man habe, sagte Holzhäuser inmitten der Heynckesschen Überlegungen, auch schon eine Lösung 1b parat. Das mag man denken und vielleicht auch danach handeln, aber öffentlich äußern? Die Bayern brauchten dann nur noch ihre Lösung 1a zu präsentieren. Und deswegen werden in Leverkusen bald ein paar Spieler sehr traurig sein und wird in München eine Phase beginnen, die von Gelassenheit und Reife geprägt sein wird.

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