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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Die Drei-Klassen-Gesellschaft

Unser Kolumnist Marcel Reif hat in der Bundesliga einen dreigeteilten Wettkampf ausgemacht. Die erste Meisterschaft spielen Dortmund und Bayern unter sich aus. In den beiden anderen Wettbewerben tummelt sich der Rest der Liga.

Wenn ich jetzt alle Mannschaften aufzähle, für die es in dieser Saison um nichts mehr geht, die bis zum Ende der Saison eigentlich nur noch Freundschaftsspiele spielen, die keine Ambitionen mehr haben, und wenn sie sie haben, sind sie nicht zu verwirklichen, die im Grunde genommen den Spielbetrieb einstellen können, wenn ich also alle Namen nenne von Bayer Leverkusen an bis zum 1. FC Nürnberg, ja, dann ist diese Kolumne schon voll geschrieben, bevor sie überhaupt angefangen hat. Ja, so ist das wohl, wir spielen drei Meisterschaften aus in dieser Saison, und wohl auch in den kommenden Saisons.

Da ist die um den Titel, die beinhaltet das Rennen um die Champions-League-Plätze. Um die spielen zwei Mannschaften, der FC Bayern und Borussia Dortmund. Und wenn dann mal Bayer Leverkusen oder Schalke 04 mit reinrutschen, dann können sie sich glücklich schätzen, das viele Geld kassieren, und, wenn sie nicht zu viele Fehler machen, dort vielleicht etablieren. Wobei Leverkusen nicht das Problem hat, die haben einen Konzern. Schalke jedoch? Die müssen in die europäische Spitzenliga, sonst können sie ihre Strukturen nicht halten.

Dann ist da der Titel um den Relegationsplatz. Über Hoffenheim möchte ich eigentlich gar nichts sagen, nur soviel, dass ich es sehr nett finde, wenn sie weitermachen auf dem Weg, Augsburg noch eine Chance zu gewähren. Ich hätte nichts dagegen, wenn der Spuk ins Sinsheim ein Ende fände und die wackeren Augsburger sich in der Relegation versuchen könnten.

Die dritte Meisterschaft ist die, die im Nirwana ausgespielt wird. Die spielen die Mainzer, die Hamburger, die Bremer, Stuttgarter und vielleicht auch nach diesem Spieltag die Düsseldorfer aus. Keine Chance auf das gelobte Land der Champions League, keine Gefahr, den Alltag der Liga verlassen zu müssen.

Und so wird es weitergehen. Die zwei da oben werden sich die 35 Millionen aus der Champions League sichern, Geld, mit dem sie sich auch die nächsten Gelder sichern können, um sich damit wieder die nächsten 35 Millionen zu sichern. Wie und wer soll daran vorbeikommen?

Heribert Bruchhagen von der Eintracht aus Frankfurt hat dieser Tage gesagt, dass ein einstelliger Tabellenplatz für die Eintracht großartig wäre. Ja, genau, das wäre er. Wie auch für den überwiegenden Rest der Liga. Ein einstelliger Tabellenplatz. Ein tolles Ziel, genügsam, demütig, aber vor allem realistisch. Um andere Ziele ging es, als es noch ums freie Spiel der Kräfte ging. Heute zählt alleine die Champions League. Wer die erreicht, ist raus aus den Mühen der Ebene, vielleicht für alle Zeiten. Nur erreicht sie niemand mehr, der nicht schon in ihr drin ist. Die Drei-Klassen-Gesellschaft ist betoniert.

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