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Marcel Reif. TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Marcel Reifs Kolumne: Es wird unruhig werden in München

Für die Bayern ging es nicht mehr darum, die Dortmunder auf dem Weg zur Meisterschaft abzufangen. Nein, es ging darum, wer die beste Mannschaft ist - und jeder einzelne Dortmunder war besser an diesem Tag als die Bayern.

Wie mehrfach betont, maße ich mir nicht an, die Vorgaben des Trainer Louis van Gaal zu kritisieren. Denn van Gaal macht, wie er sagt, keine Fehler. Es war also kein Fehler, dass er im Spiel gegen den, doch ja, gegen den Meister aus Dortmund den gegen Inter Mailand in der Mittelposition so starken Luiz Gustavo auf die linke Außenverteidigerposition beorderte.

Und es war auch kein Fehler, den dort gegen Inter brillanten Pranjic nach innen zu ziehen in Gustavos Rolle. Es war nur der Schlüssel des Dortmunder Sieges, die Borussia hatte ein deutliches Übergewicht im Mittelfeld. Das war ein Grund. Ein anderer, dass Schweinsteiger aber auch so etwas von neben sich stand an diesem Abend, wie des Weiteren nur Badstuber. Ein dritter, dass die glänzenden Dortmunder Schmelzer und Großkreutz im Verbund mit Bender Münchens Robben fast bis zur Unkenntlichkeit zustellten. Und noch ein Grund, der letzte: Borussia Dortmund war in der Münchner Arena die weitaus bessere Mannschaft.

Und darum ging es ja wohl in diesem Spiel. Nicht mehr darum, ob die Münchner die Borussen vielleicht doch noch verunsichern können, auf dass die Meisterschaft vielleicht doch noch nicht entschieden ist. Das wird nicht mal mehr Präsident Uli Hoeneß geträumt haben. Nein, es ging darum, wer die beste Mannschaft ist, es ging ums Image und um die Außendarstellung in dieser in 199 Länder übertragenen Partie. Noch ein Punkt für die Borussia. Oder gleich mehrere.

Sahin war der bessere Schweinsteiger, Barrios der bessere Gomez, jeder einzelne Dortmunder war besser an diesem Tag als die Bayern. Und ob Trainer Klopp an diesem Tag der bessere Coach war als van Gaal, nun, das sollen andere beurteilen, Klopps Methode des Pressings zwang die Münchner auf jeden Fall zu Fehlern. Die Borussia ist nicht mehr aufzuhalten. Und die Bayern? Die stehen jetzt auf Platz vier, nicht auf drei, und erst recht nicht auf zwei, wo sie doch hingehören laut Minimalziel und laut Plan B der Vereinssatzung. Plan A, die Meisterschaft, gut, man kann nicht immer alles haben. Aber nicht einmal Plan B? Und Plan C, die eigentlich undenkbare Qualifikationsqual für die Champions League, ist auch gefährdet. Präsident Hoeneß, der voller Überzeugung einen Sieg mit zwei Toren prophezeit hatte, saß schmallippig auf der Tribüne. Man könnte sagen, dass seine Lippen einen Strich bildeten. Ein sehr vielsagender Strich war das. Und es gehört keine Gabe dazu, vorherzusagen, dass es sehr unruhig wird in München ab heute.

Denn am Samstag haben die Münchner nicht nur ein Spiel gegen einen überragenden Gegner verloren, gestern haben sie auch viel von ihrem Selbstverständnis verloren.

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