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Marcel Reifs Kolumne: Nach einem Rausch kommt der Kater – nicht in Dortmund

Es hat einen Moment gegeben, in dem glaubte unser Kolumnist Marcel Reif schon an die Titelverteidigung von Borussia Dortmund. Nun kommt es aber doch noch zu einem echten Meisterschaftsfinale gegen Bayern München.

Eins vorweg, weil man ja auch zu seinen Fehlern stehen muss: Der Präsident von Borussia Dortmund, das ist der Dr. Reinhard Rauball und nicht der Hans-Joachim Watzke, wie es kürzlich hier stand, Watzke ist der Vorsitzende der BVB-Geschäftsführung. Wäre das jetzt auch geklärt. Und die Frage nach der Meisterschaft? Gestern, um 15:54 Uhr schien sie geklärt zu sein. Das war der Moment, wir schrieben die 23. Minute des Spieltages, in dem in Wolfsburg Robert Lewandowski für Borussia Dortmund zur Führung traf und in München der Augsburger Ja-Cheol Koo zum Ausgleich. Da waren es fünf Punkte Vorsprung der Dortmunder auf die Münchner, wer will bei dieser Konstellation noch an ein Scheitern bei der Titelverteidigung glauben? Und das zeigt auch nur, was die Borussia inzwischen darstellt: ein grundsolides, bestens geführtes, bestens aufgestelltes Gebilde, das sich auch von der Realität nicht mehr beeindrucken und überraschen lässt. In der kann man auch mal vier Stück kriegen, wie vorige Woche gegen Stuttgart. In der kann es auch vorkommen, dass Menschen kommen und gehen. Ob Shinji Kagawa nun in Dortmund bleibt oder in die Welt weiterzieht, ist weiter ungewiss, ist aber auch nicht von größerer Bedeutung, sondern sehr normal auch in dieser gehobenen Kategorie. Und was ist dagegen zu sagen, wenn die Borussia auch von der Realität eingeholt wird, wenn ihr das Märchenhafte der vergangenen Saison, wenn ihr das Rauschhafte abhandengekommen ist? Nach einem Rausch kommt in der Regel der Kater – nicht in Dortmund. Weil diese Saison, selbst, wenn sie für den BVB doch noch mit Platz zwei enden sollte, deutlich macht, dass die Meisterschaft keine Laune des Schicksals war, nicht nur Lohn für Unbekümmertheit, sondern auf einem sehr stabilen Fundament steht. Das braucht es auch, weil ein Angriff auf die Dominanz der Bayern zwar immer mal wieder möglich ist, vereinzelt aber nur, ohne solide Basis jedoch eben nicht dauerhaft. Das ist großartig, das haben sie in Dortmund meisterlich bewerkstelligt. Ändert daran Mario Gomez etwas mit seinem Führungstreffer für die Bayern in der 60. Minute? Nichts, gar nichts, der hat lediglich den Weg bereitet für ein echtes Meisterschaftsfinale am Mittwoch in Dortmund. Und selbst wenn die Bayern dort siegen sollten, dann hat Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer Watzke, zwar Recht gehabt mit seinem leichtfertigen Kassandra-Ruf, dass er auch mit Platz zwei zufrieden sei, macht indes aus Borussia Dortmund trotzdem keinen Saisonverlierer. Am Mittwoch treffen sich nicht nur die beiden besten Teams der Saison zum Showdown, da treffen sich die beiden Maßstäbe des deutschen Fußballs.

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