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Marcel Reifs Kolumne: Stänkerei, die zum Erfolg führt

Beim FC Bayern wird immer wieder gerne gestritten, gegen Frankfurt kommt trotzdem der sportliche Erfolg zurück. Haben die Stänkereien beim deutschen Rekordmeister Methode?

Mitunter stellen sich schon erstaunliche Parallelen ein. Oder wollte irgendjemand mal behaupten, der FC Bayern München und Eintracht Frankfurt hätten etwas gemein? Haben sie aber. Da wie dort sind gewisse, wie soll man sagen, Diskrepanzen zwischen der Führungsriege und dem Trainer öffentlich zu bestaunen. In Frankfurt redet Chef Bruchhagen regelmäßig die Mannschaft und das Leistungsvermögen der Eintracht schlecht und siedelt es irgendwo im Mittelfeld an. Was dann wieder Trainer Skibbe erzürnt, der anschließend von der Mannschaft den Gegenbeweis fordert. Den sie ihm in dieser Saison mit erstaunlicher Regelmäßigkeit, auch gestern zu weiten Teilen in München, liefert. In Frankfurt immerhin funktioniert die Reibung.

Zu welchem Behufe sie hingegen in München zicken, ich weiß es nicht, ich weiß nicht mehr, worum es da geht. Schon klar, in der Liga entspricht die aktuelle Lage bei Weitem nicht dem Anspruch der Vereinssatzung auf immerwährende Meisterschaft. Aber was Trainer van Gaal da treibt, es ist mir ein Rätsel. Ob er mal testen wollte, wer er ist, wo er ist, ob er nicht doch allmächtig ist? Wenn ja, wenn er wirklich nicht wusste, wer in München das Sagen hat, und zwar vom ersten bis zum letzten Wort, dann ist er aber sehr schlecht informiert.

Sollen das Machtkämpfe sein, wenn er den Verkauf Schweinsteigers empfiehlt, wenn er mäkelt und vermeintliche Ergänzungsspieler ignoriert? Es gibt aber keine Kämpfe um die Macht, weil die Macht beim FC Bayern der FC Bayern selbst ist, und der FC Bayern ist Uli Hoeneß und inzwischen auch Karl-Heinz Rummenigge. Der hat jetzt gerade die Arbeit des Trainers über den grünen Klee gelobt, nachdem er ihn unter der Woche noch auf seinen Platz gewiesen hat. Van Gaal tut also gut daran, das zu machen, was sein Job ist und alles andere zu unterlassen. Sein Job: Titel holen und Siege einfahren. Bei der Aufgabe schwächelte er in letzter Zeit ein wenig. Dominanz im Spiel und überragender Ballbesitz reichen eben nicht. Gestern gelangen nach einigen Mühen genug Tore, und beteiligt daran waren wieder einmal Gomez und Timoschtschuk. Das sind die, die der Trainer lange übersah, entgegen dem Willen der Führungsriege. Aber vielleicht hat das ja auch Methode, diese Stänkerei, die zum Erfolg führt. Das wäre allerdings das erste Mal, dass von Frankfurt lernen, siegen lernen heißt.

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