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Marcelinho

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Marcelinho: Er wollte nur spielen

Marcelinho verlässt die Fußball-Bundesliga. Instinktfußballer wie ihn gibt es in Zeiten der automatisierten Laufwege nicht mehr viele, allerdings hat Marcelinho auch viel zu oft nur sein eigenes Spiel gespielt.

Es hat nicht lange gedauert, bis Jürgen Röber zum ersten Mal mit Marcelinho aneinander geraten ist. Genau genommen war es am ersten Arbeitstag des Brasilianers bei Hertha BSC. Röber hat die Geschichte oft erzählt – nicht um die Schwierigkeiten zu illustrieren, die man als Trainer immer wieder mit Marcelinho haben konnte. Sondern um seine Liebe zum Fußball zu schildern. Es war im Sommer 2001, als der Neuzugang nach einem Flug um die halbe Welt endlich in Kaprun, im Trainingslager des Berliner Fußball- Bundesligisten, ankam. Röber dachte, Marcelinho brauche ein bisschen Erholung und nahm ihn bei einem Trainingsspielchen schon nach einer halben Stunde vom Platz. Aber da kannte er das Temperament des Brasilianers noch nicht. „Marcelinho war stinksauer und nur schwer zu beruhigen“, hat Röber später mal erzählt.

Der Brasilianer wollte einfach nur Fußball spielen – das war seine große Stärke und seine große Schwäche zugleich. Instinktfußballer wie ihn gibt es in Zeiten der automatisierten Laufwege nicht mehr viele, allerdings hat Marcelinho auch viel zu oft nur sein eigenes Spiel gespielt. Das wird er wohl auch künftig tun, allerdings nicht in Deutschland. Der Brasilianer wechselt vom VfL Wolfsburg zurück in seine Heimat, bei Flamengo Rio de Janeiro unterschrieb der 33-Jährige bis Ende 2010. „Marcelinhos Abschied ist ein großer Verlust für uns und für die Bundesliga“, sagte Wolfsburgs Trainer Felix Magath. Beim Testspiel gegen US Palermo (0:1) wurde er gestern Abend verabschiedet.

Mehr noch als in Wolfsburg war Marcelinho in Berlin ein Held. Er spielte nicht nur für Hertha, zeitweise war er Hertha. Von 2001 bis 2006 erzielte kein anderer Spieler so viele Tore für den Klub (65 in 155 Spielen). Auch deshalb gestattete sich Marcelinho stets ein paar zusätzliche Freiheiten: Er feierte ausschweifend zu unpassenden Gelegenheiten, sah großzügig über Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Berliner Straßen hinweg und verlängerte eigenmächtig seine Heimaturlaube, zuletzt um zehn Tage. Langweilig war es mit ihm jedenfalls nie. 

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