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Sport: Marcelinho: Zwischen Paraguay und Cottbus

Vorerst können die Brasilianer wieder etwas beruhigter schlafen gehen. Ihre schlimmsten Befürchtungen sind nicht eingetroffen.

Vorerst können die Brasilianer wieder etwas beruhigter schlafen gehen. Ihre schlimmsten Befürchtungen sind nicht eingetroffen. Brasiliens Fußball-Nationalmannschaft hat mit einem 2:0 gegen Paraguay, vorerst zumindest, einen unaussprechlichen Gedanken verscheucht. Jenen nämlich, dass eine Fußball-Weltmeisterschaft erstmals in der Geschichte ohne Brasilien stattfindet. Dieser Gedanke schwirrte in dieser Woche in den Köpfen von 170 Millionen Fußballanhängern herum. Das Qualifikationsspiel gegen Paraguay war zum Entscheidungsspiel hochstilisiert worden. Die Brasilianer fühlten sich in einen Gemütszustand versetzt wie vor einem WM-Endspiel. "Alles oder Nichts" titelte die Zeitung "Folha de Sao Paulo", und Trainer Luiz Felipe Scolari erklärte die Partie zum "Spiel meines Lebens". Eine Niederlage und das mögliche Abrutschen auf Platz fünf, der nicht mehr zur WM-Teilnahme berechtigt, hätte ihn den Posten als Nationaltrainer gekostet.

Zum Thema Fotostrecke I: Hertha Backstage Fotostrecke II: Die Bilder der Saison 01/02 Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Ein in Deutschland arbeitender Profi eilte zur Hilfe herbei: Marcelinho von Hertha BSC. Vor dem Spiel hatte Scolari viel Geheimniskrämerei um die Aufstellung seiner Mannschaft gemacht. Alle hatten Kapitän Leonardo im offensiven Mittelfeld erwartet, doch dann stand auf dem Spielerbogen der Name von Marcelinho. Schon dessen Berufung vor 14 Tagen hatte in Brasilien Verwunderung ausgelöst. Dass der Herthaner nun mit der Nummer 9 in der Anfangsformation stand, war ein geglückter Schachzug von Scolari. Marcelinho schoss bei seinem zweiten Länderspieleinsatz sein erstes Tor: In der 5. Minute gelang ihm per Kopf nach einer schönen Flanke von Beletti der Führungstreffer, und er zeigte sein Unterhemd mit der Aufschrift "Marcelinho Brasil". Der im nordbrasilianischen Staat Paraiba geborene Stürmer bildete mit den beiden aus Bahia stammenden Kollegen Rivaldo und Edilson ein bewegliches Offensivtrio.

Hinter den beiden Spitzen wirbelte Marcelinho zunächst auf der linken Seite, gab mit Roberto Carlos einige sehenswerte Kombinationen zum Besten. Im Laufe des Spiels agierte er auf der ganzen Breite des Spielfeldes. Lauffreudig und immer anspielbereit versuchte er das Angriffsspiel der Brasilianer anzutreiben und wechselte häufig mit Rivaldo die Position. Zu Beginn der zweiten Hälfte lag ihm das 2:0 auf dem Fuß, als er mit einem platzierten Schuss aus 20 Metern auf das Tor von Chilavert zielte, der den Ball nur mit Mühe wegfausten konnte.

Als Marcelinhos Energien nachließen und er in der 63. Minute gegen Denilson ausgewechselt wurde, verabschiedeten ihn die 55 000 Zuschauer mit Applaus. Er selbst war zufrieden mit seiner Darbietung. "Das frühe Tor war wichtig für mich und die Mannschaft. Es hat uns mehr Ruhe und Sicherheit gegeben." Mit diesen Leistungen wird er wohl auch in Zukunft berufen werden.

Im nächsten Spiel trifft Brasilien am 5. September auf Argentinien. Doch erstmal kehrt Marcelinho in den Alltag zurück: In die Bundesliga. Heute landet er in Berlin. Der Gegner am Sonntag heißt Energie Cottbus.

Frank Kohl

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