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Schluss mit Vollgas: Marco Reus wurde vorerst aus dem (Straßen)verkehr gezogen.

© dpa

Marco Reus: Zwischen Naivität und krimineller Energie

Über Jahre hinweg war Marco Reus mit seinem Auto im Straßenverkehr unterwegs, ohne jemals eine Führerschein-Prüfung absolviert zu haben. "Pure Ignoranz" urteilt unser Autor Felix Meininghaus. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Felix Meininghaus

Das war ja klar, dass der Spott nun kübelweise ausgeschüttet wird über Marco Reus. Seit ruchbar wurde, dass der Nationalspieler seine sündhaft teuren Luxusautos seit Jahren durch den Straßenverkehr bewegt, ohne jemals eine Fahrerlaubnis besessen zu haben, kursieren im Internet die Witze. Wie zum Beispiel dieser Cartoon, der einen blonden Jüngling zeigt, der sich aus einem schnittigen Sportwagen beugt, und dem sein Trainer bescheinigt, so nichts gegen die sportliche Krise ausrichten zu können: „Wie oft noch Marco? Ohne Führerschein kann man auch keine Punkte sammeln!“

Es ist leicht, Possen zu reißen über die größte Eselei, die es in diesem Fußballjahr gegeben hat, das für Deutschland mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft ja ein glorreiches war. In Brasilien musste Reus zuschauen, er war verletzt – wie so oft in den letzten zwölf Monaten, die mit Sicherheit nicht als glorreiche Epoche in die Biografie des Dortmunder Stürmers eingehen werden.

Marco Reus: Naivität oder kriminelle Energie?

Nun wird sowieso nur noch über dessen Aktivitäten außerhalb des Platzes gesprochen: Insgesamt fünf Mal wurde Reus seit September 2011 für zu schnelles Fahren belangt. Das wahre Ausmaß der Verfehlungen kam ans Tageslicht, als der 25-Jährige mit seinem Sportwagen, einem Aston Martin, von der Polizei angehalten wurde. Die Kontrolle ergab, dass der Profi nie einen Führerschein gemacht hat. Reus spricht von einer Dummheit, sein Trainer Jürgen Klopp sagt, der Spieler sei „mit 19 falsch abgebogen”. Stimmen jedoch die Berichte des WDR, nach denen Reus den Beamten eine gefälschte holländische Fahrerlaubnis vorgelegt haben soll, handelt es sich jedoch um weit mehr als Naivität. Dann wäre der Fußballer mit krimineller Energie vorgegangen.

Mit dem Begleichen des Bußgeldes in Höhe von 540.000 Euro ist die Angelegenheit zwar geregelt, doch der immense Imageschaden bleibt. Es stellt sich die Frage, warum Marco Reus das Risiko einging, sich illegal mit hochgerüsteten Boliden im Straßenverkehr zu bewegen. Was man mit großem Wohlwollen als anarchisches Potenzial eines Freidenkers auslegen könnte, ist in Wahrheit pure Ignoranz und zeugt davon, wie weit sich mit Millionengagen gepimpte Fußballstars inzwischen von der Welt der Normalsterblichen entfernt haben.

Immerhin hat Marco Reus noch Glück im Unglück, weil sein Vergehen nicht aktenkundig wird. Ein Umstand, der einen User auf Twitter zu einer weiteren launigen Einschätzung verleitete: „Mit 90 Tagessätzen ist Reus ja trotz jahrelangem Vorsatz nicht mal vorbestraft. Das reicht nicht für einen Wechsel nach München.”

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