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Schon um Weihnachten deutete sich an, dass die Formkurve bei Maria Höfl-Riesch nicht nach oben zeigt, sondern eher leicht nach unten.

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Maria Höfl-Riesch: Zu viel Risiko

Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch scheidet innerhalb von fünf Tagen zum zweiten Mal aus – Lindsey Vonn gewinnt die Abfahrt von Cortina und fährt ihren ersten Sieg nach ihrer Pause ein.

Das Malheur passierte kurz nach der zweiten Zwischenzeit. Maria Höfl-Riesch verlor an einer Welle den Bodenkontakt, fuhr geradeaus statt um die Kurve und musste abschwingen. Sie schied bei der alpinen Weltcup-Abfahrt von Cortina d’Ampezzo zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen aus, am vergangenen Dienstag hatte sie im Slalom von Flachau eingefädelt. So richtig verstand sie am Samstag nicht, was genau passiert war: „Vielleicht war es ein bisschen zu viel Risiko.“

Sie war bis dahin nicht schlecht unterwegs, aber auch nicht richtig gut. Es hätte wohl kaum gereicht fürs Podium, erst recht nicht für die Bestzeit, die auf der „Olimpia delle Tofana“ Lindsey Vonn aus den USA fuhr und damit den ersten Sieg nach ihrer Pause schaffte. Die Vorstellung bis zu dem folgenschweren Fehler passte ins Bild, das Maria Höfl-Riesch in dieser Saison bisher abgegeben hat. Der Winter hatte ganz gut begonnen, mit einem Sieg gleich im zweiten Rennen, dem Slalom von Levi, und soliden Leistungen bei den Rennen in Nordamerika. Konstant bewegte sie sich unter den besten Zehn und schied anders, als im Jahr zuvor, kaum aus. Aber schon um Weihnachten deutete sich an, dass die Formkurve nicht nach oben zeigt, sondern eher leicht nach unten.

„Es fehlt einfach der letzte Tupfer“, hatte sie noch vor einer Woche in St. Anton gesagt. Noch vor der missratenen Abfahrt, bei der sie auf dem 19. Platz gelandet war und damit so weit hinten, wie in dieser Disziplin seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Einen Tag später wurde sie Fünfte, gefreut hat sie sich darüber nicht, denn es war eine Fahrt voller Fehler gewesen. Und dann kam am Dienstagabend der Slalom in Flachau, den sie im ersten Durchgang dominierte und auch im zweiten, aber nur bis zur letzten Kante. Da fädelte die 28-Jährige ein. Sie sprach „von einem der bittersten Erlebnisse“ in den vergangenen Jahren. Statt sich mit einem Sieg jene Portion Selbstvertrauen zu holen, die ihr in den vergangenen Wochen gefehlt hatte, wuchs die Unsicherheit.

In Cortina sah die Doppel-Olympiasiegerin die nächste Chance, weil es hier fast immer gut gelaufen war und sie deshalb „ein Wohlfühlgefühl“ verspüre. Das war am Samstag aber nach gut der Hälfte der Strecke schon vorbei. „Es geht einfach zäh im Moment“, sagt Maria Höfl-Riesch. „Es gibt einfach Zeiten, da muss man kämpfen und darf sich nicht runterziehen lassen.“ Sie sucht nach Gründen für ihre kleine Krise, findet aber keine Antworten. „Wenn ich es wüsste, würde ich an den Schräubchen drehen.“

Im Weltcup ist die Saison für sie fast schon gelaufen. „Im Prinzip habe ich jetzt nichts mehr zu verlieren, ich fahre um keine Kugel.“ Die Slowenin Tina Maze hat mit 1414 Punkten fast doppelt so viele Punkte wie Maria Höfl-Riesch, die den zweiten Platz belegt. In gut zwei Wochen beginnen nun die Weltmeisterschaften in Schladming, für Maria Höfl-Riesch womöglich die letzten in ihrer Karriere. „Manchmal ist es ein kleiner Vorteil, wenn man nicht als große Favoritin zum Großereignis fährt.“ Aber sie ist realistisch genug, dass sie nicht einmal als Medaillenkandidatin in die Steiermark reist.

Es gibt nicht mehr viele Chancen, sich in Form zu bringen, das verloren gegangene Selbstbewusstsein zurückzugewinnen. An diesem Sonntag im Super-G, oder am kommenden Wochenende beim Slalom und Riesenslalom von Maribor. Dort hat sich Maria Höfl-Riesch auch immer wohlgefühlt. Wie in Cortina oder Flachau.

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