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Mark Selby bejubelt seinen dritten WM-Titel.

© AFP

Mark Selby wieder Snooker-Weltmeister: Der Mann aus Granit

Dritter Titel für den 33-Jährigen: Im WM-Finale setzt sich Mark Selby 18:15 gegen John Higgins durch und unterstreicht einmal mehr seine derzeitige Ausnahmestellung im Snooker.

Der Folterknecht hatte mal wieder einen fiesen Plan. Mark Selby wollte den weißen Ball ganz knapp hinter dem schwarzen verstecken und Gegner John Higgins die Fortsetzung damit so schwer wie möglich machen. Der Snookerversuch ging allerdings nach hinten los, denn nach Ansicht von Schiedsrichter Jan Verhaas geriet Selbys Stoß zu kurz. Verhaas verhängte sieben Foulpunkte und so befand sich Selby nun selbst in der Lage, in der er eigentlich Higgins hatte bringen wollen. Die Folge: Der Titelverteidiger verlor den 31. Frame, im Finale der Snooker-Weltmeisterschaft in Sheffield stand es nur noch 16:15. Alles war wieder offen.

"Ich hätte schwören können, dass sich Schwarz ein bisschen bewegt hat", erklärte Selby später und wirkte dabei immer noch nicht ganz überzeugt von der Entscheidung. Ein Spieler von einem anderen Kaliber als der 33-Jährige Engländer hätte womöglich mit dem Schicksal gehadert, Selby hingegen hakte die Szene ab, gewann die nächsten beiden Frames und durfte sich schließlich über seinen dritten Weltmeistertitel freuen. Seit die WM 1977 erstmals in Sheffield ausgetragen wurde, ist er erst der vierte Spieler, der seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte. Die anderen Namen zeigen, in welche Sphären Mark Selby inzwischen vorgedrungen ist: Nur den Snookerlegenden Stephen Hendry, Steve Davis und Ronnie O'Sullivan war dieses Kunststück beim wichtigsten Turnier der Saison ebenfalls gelungen.

O'Sullivan war es auch, der Selby 2013 in seiner Biografie "Running" den Beinamen "Folterknecht" verpasst hatte. 2014 holte Selby dann ausgerechnet im Finale gegen O'Sullivan seinen ersten WM-Titel. Wie damals lag der spätere Sieger dabei zwischenzeitlich schon deutlich zurück. Am ersten Finaltag im Crucible Theatre führte Higgins bereits 10:4, Selby schaffte es irgendwie noch auf 7:10 zu verkürzen und mit einem überschaubaren Rückstand in den Montag zu gehen. "Ich war komplett fertig und hatte nichts mehr im Tank. Als ich 4:10 hinten lag, dachte ich, dass ich das niemals werde aufholen können. Ich wollte das Ergebnis nur noch einigermaßen respektabel gestalten", sagte Selby.

Tatsächlich legte er am Montagnachmittag eine furiose dritte Session hin, gewann diese 6:1 und ging nun seinerseits mit einer 13:11-Führung in den Abend. Dort war es dann der vierfache Titelträger John Higgins, der ratlos wirkte. "Mark ist aus Granit, einfach aus Granit. Am Ende habe ich gegen einen großen Champion verloren", sagte der 41-jährige Schotte nach seiner Niederlage. Zehn Jahre zuvor hatte er Selby noch bei dessen erster Endspielteilnahme 18:13 besiegen können. Selbys Potenzial war damals schon erkennbar, seine enorme Nervenstärke hat ihn über die Jahre aber zu dem dominierenden Spieler im Snooker gemacht. Keiner kann sich dermaßen fokussieren wie der Weltranglistenerste, in engen Situationen findet der Engländer immer einen Ausweg. Und behält auch dann noch die Ruhe, wenn sich scheinbar alles gegen ihn zu verschwören scheint.

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