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Sport: Marko Rehmer im Gespräch: "Anfragen aus Italien hatte ich schon in Rostock"

Marko Rehmer (28) fing bei Empor HO mit dem Fußball an und kam über TZ Prenzlauer Berg zum 1. FC Union, bis er 1994 bei Hansa Rostock zum ersten Mal einen Profivertrag unterschrieb.

Marko Rehmer (28) fing bei Empor HO mit dem Fußball an und kam über TZ Prenzlauer Berg zum 1. FC Union, bis er 1994 bei Hansa Rostock zum ersten Mal einen Profivertrag unterschrieb. Seit dem Sommer 1999 kickt der Nationalspieler (16 Länderspiele) bei Hertha BSC und befindet sich derzeit mit der Mannschaft im Trainingslager in Marbella.

Herr Rehmer, angeblich sind einige europäische Spitzenvereine wie Juventus Turin und der FC Arsenal ganz verrückt nach Ihnen. Können Sie sich erklären warum?

Ganz bestimmt weil ich groß, blond und schnell bin (lacht!) - nein, ich glaube, dass Vereine dieser Qualität ständig die Augen nach guten Fußballspielern aufhalten. Das ist ihre Pflicht. Ich denke mal, dass sie wegen meiner Spiele in der Nationalmannschaft auf mich aufmerksam geworden sind.

Wie müssen wir uns das vorstellen? Da ruft also ein Herr von Juventus bei Ihnen an und fragt, ob Sie demnächst nicht in Turin für viel Geld spielen wollen, oder?

Nein, nein, so direkt läuft das nicht.

Also ruft der Herr mit verstellter Stimme bei Ihrem Trainer Jürgen Röber an und fragt, ob er nicht gern auf den Spieler Rehmer verzichten möchte?

Ganz falsch. Den Trainer rufen die Leute gar nicht an. Sondern schon mich, das heißt, sie wählen nicht meine Telefonnummer, sondern die meines Beraters.

In Ihrem Fall ist das Jörg Neubauer.

Richtig, seit gut sieben Jahren.

Und was fragt der Mann aus Turin oder London den Herrn Neubauer so?

Das könnte so aussehen: Wir haben Interesse an dem Spieler Marko Rehmer. Könnten wir uns mal unterhalten?

Und Herr Neubauer antwortet dann in Ihrem Interesse und sagt ja.

Ja, so ungefähr.

Und was ist Ihr Interesse?

Also mal ehrlich, ich habe bei Hertha BSC einen Vertrag bis 2003. Das ist ein guter Vertrag, und ich möchte mit diesem Verein in meiner Heimatstadt einiges erreichen. Hertha ist mittlerweile auch eine Top-Adresse. Jetzt möchte ich mich hier im Trainingslager auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren und eine möglichst erfolgreiche Rückrunde spielen.

Wie oft am Tag ruft Ihr Berater an?

Wissen Sie, ich habe ihn gebeten, nur dann noch anzurufen, wenn es wirklich was Neues gibt.

Und, gibt es etwas Neues?

Nein.

Man könnte fast meinen, Sie empfinden die Anfragen aus dem Ausland als störend?

Nein, das auch wieder nicht. Außerdem: Anfragen aus Italien hatte ich schon, als ich noch in Rostock spielte.

Diesmal aber sind die Italiener hartnäckiger?

Ja. Ich könnte mir schon vorstellen, einmal im Ausland zu spielen.

Sie werden sich aber ranhalten müssen, schließlich sind Sie auch schon 28.

Sie haben Recht. Mein erster Ansprechpartner ist und bleibt aber Hertha BSC. Aber wenn ich jetzt sage, ich bleibe über den Sommer hinaus in Berlin, dann stellen sich dieselben Fragen in einem Jahr wieder. Vielleicht.

Herthas Manager Dieter Hoeneß sagt, dass dem Verein noch kein offizielles Angebot vorliegt.

Das stimmt auch. Eine Anfrage ist etwas anderes als ein Angebot. Zunächst erfragen die Interessenten die Konditionen eines Transfers. Entgegen gekommen ist denen sicherlich eine Klausel in meinem Vertrag, nach der ich Hertha BSC für 16 Millionen Mark verlassen könnte.

Hertha hat für Sie 1999 knapp die Hälfte ausgegeben. Ein gutes Geschäft, nicht wahr?

So kann man es auch sehen.

Nehmen wir mal an, Herr Rehmer, Sie haben sich ein tolles Rennpferd für eine Million Mark gekauft. Und jetzt taucht plötzlich ein Italiener auf und bietet Ihnen für dieses Pferd das Doppelte. Verkaufen Sie?

Ha, ich bin also jetzt das Rennpferd, was? Also gut, nehmen wir mal an, dass ich ein solches Pferd habe. Wenn es wirklich gut ist, schon einiges an Preisgeld eingelaufen hätte und sich möglicherweise für die Zucht anböte, dann würde ich es nicht verkaufen.

Was zieht Sie eigentlich nach Italien oder England?

Wer sagt denn das? Natürlich habe ich mich im Kreise der Nationalmannschaft mit Oliver Bierhoff, der in Mailand spielt, oder Dietmar Hamann, der jetzt in Liverpool spielt, unterhalten. Eines sagen beide: Es ist bedeutend anders als in der Bundesliga.

Was ist denn anders?

In England sind es die Stadien, in Italien das ganze Drumherum.

Nehmen wir mal an, die Stadien würden in Dänemark stehen, und das Drumherum gäbe es in Bulgarien. Würde das für Sie genau so reizvoll sein, oder ist es nicht auch das viele Geld, was es für einen Fußballer in Italien und England zu verdienen gibt?

Ich habe schon gedacht, Sie fragen mich überhaupt nicht danach. Damit eines mal klar ist, mir geht es nicht ums Geld. Natürlich ist auch mir nicht entgangen, dass man in England und Italien viel davon verdienen kann. Aber als ich vor gut vier Jahren noch beim 1. FC Union in der Regionalliga gespielt habe, bin ich bestimmt nicht des Geldes wegen nach Rostock gewechselt. Ich hätte nach Mönchengladbach, zum 1. FC Köln oder zu Tennis Borussia gehen können. Da hätte ich weit mehr verdient als bei Hansa.

Hatten Sie damals schon eine Ausstiegsklausel in Ihrem Vertrag?

Was denken Sie. Als Regionalligaspieler lässt sich so etwas nur schwer durchziehen.

Wer ist denn auf die Idee mit der Klausel gekommen?

Es geht wohl nicht darum, wer die Idee hatte. Der eine hat sie, der andere nicht. Denken Sie an Dariusz Wosz. Der hat sie beispielsweise einfach vergessen. Habe ich jedenfalls gelesen.

Lassen Sie denn die Verträge, die Ihr Berater für Sie aufsetzt, heimlich noch mal von einer neutralen Person, einem Anwalt oder Notar, gegenchecken?

Nein, ich habe größtes Vertrauen zu meinem Berater. Außerdem haben diese Verträge festgelegte Formen.

Nur die Geldsummen sind andere, was?

Na, auch die Währung, oder? Aber das wird ja auch bald alles eins.

Spielerberater haben ja mit einem Autoverkäufer-Image zu kämpfen. Ihrer nicht?

Nein, ganz bestimmt nicht. Seit die Spielerberater eine offizielle Fifa-Lizenz haben müssen, hat sich die Zahl der schwarzen Schafe erheblich verringert.

Haben eigentlich Sie und Ihr Berater auch einen Vertrag?

Vertrag wäre schon zu viel gesagt. Es gibt ein von der Fifa vorgegebenes Schriftstück. Darin steht, dass mein Berater in meinem Interesse für mich arbeiten darf. Unser eigentlicher Vertrag aber ist das gegenseitige Vertrauen.

Lernen Sie eigentlich schon Italienisch?

Und ob, mit Hilfe einer CD-Rom. Aber mein Englisch habe ich auch verbessern können. Was sagen Sie jetzt?

Haben Sie sich schon entschieden?

Nein, wirklich nicht.

Was werden Sie am 15. März des Jahres tun?

Was ist das für ein Wochentag? Wieso fragen Sie?

Bis zu diesem Tag müssen Sie sich entschieden haben, ob Sie in Berlin bleiben, oder nicht.

Ach richtig. Ich denke, dass sich das sehr viel früher entscheiden wird. In der nächsten Woche kommt mein Berater hierher ins Trainingslager. Wahrscheinlich werden wir dann alle sehr bald mehr wissen.

Herr Rehmer[angeblich sind einige europäisch]

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