zum Hauptinhalt
Krass sportwidriges Verhalten. Marwin Hitz und der DFB sehen es anders.

© dpa

Marwin Hitz und ein ramponierter Elfmeterpunkt: Kein krass sportwidriges Verhalten? Was denn sonst!

Eine Rechnung über 122,92 Euro und gut ist? Unser Autor Dominik Bardow findet die Elfmeterpunkt-Aktion von Augsburgs Torwart Marwin Hitz nicht ganz so lustig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dominik Bardow

Marwin Hitz ist ausgebildeter Bürokaufmann, kein Gärtner. Trotzdem muss dem hauptberuflichen Torwart des FC Augsburg klar gewesen sein, was er tat, als er am Sonntag im Bundesliga-Spiel beim 1. FC Köln mit seinen Stollenschuhen den Elfmeterpunkt bearbeitete. Er habe nur den Schützen irritieren wollen, beteuerte Hitz später, doch Anthony Modeste rutschte bei seinem Fehlversuch auf der losen Erde aus. Der DFB will Hitz im Nachhinein aber nicht dafür bestrafen. Es sei nur ein unsportliches Verhalten gewesen und kein krass sportwidriges, das eine Rote Karte nach sich gezogen hätte.

Stattdessen wird Hitz nun von den Gärtnern zur Kasse gebeten. 122,92 Euro stellte ihm die Kölner Sportstätten GmbH am Dienstag in Rechnung, wegen „mutwilligen Zerstörens von Eigentum der KSS“, allerdings „mit einem Augenzwinkern“. Hitz kündigte an, das Geld und noch mehr an eine Kölner Kinderklinik zu spenden.

An sich ein lustiger Vorgang, der aber vom ernsten Hintergrund ablenkt: Es gibt Vereine, die den Rasen wässern, um den Gegner zu schädigen. Aber das trifft alle 22 Spieler. Und es gibt Torhüter, die versuchen, Elfmeterschützen mit Sprüchen und Mätzchen zu verunsichern. Aber sie lassen nicht die Luft aus dem Ball. Hätte sich Modeste bei seinem Sturz auch noch verletzt, würde niemand mehr lachen. Welches Verhalten soll denn krass sportwidrig sein, wenn nicht das von Hitz?

Das Verhalten von Kerem Demirbay etwa, aber offenbar auch nur ein bisschen. Der Spieler von Fortuna Düsseldorf hatte zu Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus gesagt, dass Frauen auf dem Fußballplatz nichts zu suchen hätten. Aus Reue leitete Demirbay selbst ein Mädchenspiel. Der DFB sperrte ihn nun für fünf Wochen – nicht Spiele. Den größten Teil der Sperre sitzt er also in der Winterpause ab.

Das zeigt, dass der DFB das Thema Sexismus offenbar so wenig ernst nimmt wie Hitz’ Manipulation. Die bleibt krass sportwidrig. Selbst wenn er aus Reue die Blumenbeete vor allen Kölner Kindergärten mit seinen Stollen durchpflügen würde.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false