zum Hauptinhalt

Sport: Matchball Steffi Graf

Andre Agassi gewinnt die Australian Open – aber ob seine Frau nun mit ihm Doppel spielt, entscheidet sie ganz allein

Melbourne (Tsp). Jede Niederlage hat etwas Positives. So auch für Rainer Schüttler. In nur 76 Minuten hatte er mit 2:6, 2:6, 1:6 gegen den USAmerikaner Andre Agassi das Finale der Australian Open verloren. Der große Traum von dem ersten Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier war geplatzt. Doch bereits Minuten später huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Ein Gutes hat das Ganze ja“, sagte Schüttler. „Jetzt können wir uns alle auf Paris freuen.“ Gemeint war das angekündigte Mixed der Eheleute Andre Agassi und Steffi Graf bei den French Open.

„Wenn ich die Australian Open gewinne, wird Steffi mit mir in Paris spielen“, hatte Agassi vor Tagen ausgeplaudert. „Diese Wette haben wir vor einiger Zeit geschlossen, und ich gebe mein Wort darauf, dass wir sie halten werden.“ Doch so richtig schien seine Frau nicht vom vierten Erfolg in Australien überzeugt zu sein. Denn plötzlich hängt in der berühmtesten Tennisfamilie der Welt der Haussegen schief. „Steffi ist ein bisschen sauer auf mich“, sagte Agassi nach dem Triumph in Melbourne. „Sie ist nicht allzu glücklich über das, was ich hier ausgeplaudert habe.“ Steffi Graf verspürt wenig Lust auf eine Rückkehr. Verlorene Wette hin oder her. Doch die Vorstellung ist für viele verlockend: Ein „Love Match“ der Eheleute Graf und Agassi – in der Stadt, in der die Liebe der beiden zumindest für die Öffentlichkeit begann. Andre Agassi ist von dieser Idee weiter fasziniert. Trotz allen Ärgers mit seiner Frau. „Es wird ein hartes Stück Arbeit für mich, sie wirklich auf den Platz zu kriegen“, sagte Agassi. „Sie findet die Idee offen gestanden ziemlich blöd. Aber ich bin sicher, dass sie in den nächsten 50 Jahren noch öfter sauer auf mich ist.“

Große sportliche Erfolge seien von diesem gemischten Doppel aber nicht zu erwarten. „Ich spiele nie Doppel. Und wenn ich doch Doppel spiele, dann nicht gegen Frauen“, sagte Agassi. „Ich hätte total viel Spaß in einem solchen Match, aber ich könnte niemals richtig gegen eine Frau durchziehen.“ Außerdem habe seine Frau seit fast vier Jahren keine Partie in einem Turnier mehr gespielt. „Wir hätten sozusagen keine Chance.“ Steffi Graf sagte nach Agassis Sieg gegen Schüttler nichts zu der verlorenen Wette. Umso mehr über die sportliche Leistung in Australien. Tief gerührt wischte sie sich eine Träne weg und lobte ihren Gatten. „Ich habe Andre noch nie so gut spielen sehen.“ Aber auch über den Erfolg von Schüttler, es erstmals bis in das Finale eine Grand-Slam-Turniers geschafft zu haben, freute sich die Deutsche. „Das war eine große Überraschung“, sagte Frau Graf. „Ich hoffe, er kann jetzt so weitermachen.“

Schüttler selbst hatte sich mehr versprochen. „Schlechter geht es nicht, ich habe noch nie so schlecht gespielt“, schrie er schon im ersten Satz nach einem leichten Vorhandfehler. Nie kam er so gut in das Match wie in den vorherigen großartigen Partien. „Andre hat mir keine Chance gegeben, der Druck war zu stark“, sagte Schüttler. „Er ist im Moment eindeutig der beste Spieler der Welt.“ Und so hatte der Deutsche aus dem nordhessischen Korbach die Niederlage schnell verarbeitet. „Ich werde diese Australian Open mit Sicherheit nie vergessen.“ Denn es war für ihn der Durchbruch in neue Sphären. Mehr als 300 000 Euro kassierte Schüttler für seinen Erfolg. Gleichauf mit Thomas Haas ist er jetzt der beste deutsche Tennisspieler. In der Weltrangliste der ATP werden die beiden am Montag punktgleich etwa auf Platz 15 stehen. Für Schüttler ein Sprung von 21 Rängen und die mit Abstand beste Platzierung seiner bisherigen Karriere.

„Rainer Schüttler ist durch sein Auftreten auch abseits des Platzes ein Aushängeschild für den Deutschen Tennis Bund“, lobte Präsident Georg von Waldenfels, der eigens zum Finale nach Melbourne gereist war. „Tennis-Deutschland lechzte geradezu nach solche einem Schub.“

Der auch bei der anstehenden Daviscup-Partie in Argentinien genutzt werden soll. Doch zuvor bekam Schüttler zwei Tage „Sonderurlaub“ von Teamchef Patrik Kühnen. „Ich habe so viele Matches gespielt, ich habe so hart gekämpft und so viele Glückgefühle erlebt“, sagte Schüttler. „Das muss ich jetzt alles erst mal in Ruhe verarbeiten.“

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false