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McLaren

© dpa

McLaren: Die Ruhe nach dem Sturm

McLaren bemüht sich trotz der internen Spannungen um Normalität - und verzichtet wohl auf eine Berufung im Spionageprozess.

"Meet the Team", heißt die allsamstägliche McLaren-Mercedes-Medienveranstaltung. Als er sich an diesem Wochenende immer wieder den gleichen kritischen Fragen ausgesetzt sah, meinte McLaren-Chef Ron Dennis sarkastisch, man solle die Veranstaltung im Moment wohl besser in „Beat the Team“ („Schlagt das Team“) umbenennen. Nach den Enthüllungen der letzten Tage um die Spionage-Affäre, so konnte man den Eindruck gewinnen, ging es der Teamführung der Silbernen vor allem um eines: Zumindest nach außen hin irgendwie den Weg zurück zur Normalität zu finden. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug drängt auf Ruhe, denn „kurz vor Schluss im WM-Kampf ist das ratsam“.

Dazu gehört auch, dass eine mögliche Berufung oder gar zivilrechtliche Schritte gegen die 100-Millionen-Dollar-Strafe immer unwahrscheinlicher werden. Eine Entscheidung ist offiziell noch nicht gefallen, aber die Tendenz ist klar. „Ich liebe die Formel 1. Wenn es das Richtige für die Formel 1 ist, einen Schlussstrich zu ziehen, dann ist das der Weg, den wir gehen sollten“, sagte Dennis. Bei einer Zivilklage würde er frühestens in zwei Jahren mit einem Ergebnis rechnen, „und ob das für den Sport und auch für uns gut ist, wenn sich so etwas ewig hinzieht, das ist die Frage“.

Dringlicher scheint ohnehin, sich zunächst einmal den internen Spannungen zu widmen, die der Strafe Vorschub leisteten. Vor dem Rennen in Ungarn hatte McLaren-Pilot Fernando Alonso nach der Eskalation im Kampf gegen den Teamkollegen Lewis Hamilton seinem Chef Dennis damit gedroht, brisante E-Mails in der Spionage-Affäre publik zu machen. Daraufhin zeigte Dennis sein Team selbst beim Automobil-Weltverband Fia an. Zumindest öffentlich macht der Teamchef Alonso und dem Testpiloten Pedro de la Rosa keine Vorwürfe dafür, dass sie sich E-Mails über Interna des Konkurrenten Ferrari zuschickten, die McLaren schließlich überführten. „Die Fahrer hatten keine Absicht, das Team zu schädigen“, sagt Dennis.

Dennoch wartet die ganze Formel 1 gespannt darauf, dass das große Missverständnis Alonso-McLaren beendet wird. Offiziell läuft der Vertrag des Weltmeisters noch bis 2009, doch die Anzeichen verdichten sich, dass er in der nächsten Saison wieder für sein früheres Team Renault fahren wird. Vor dem Rennen in Belgien gewährte Alonso mit der Aussage „Das Team hat mir nicht erlaubt, etwas zu sagen“ einen Einblick in das momentane Verhältnis zwischen ihm und dem Team. Norbert Haug glaubt dennoch weiterhin unbeirrt daran, dass es noch zu kitten ist. „Ich habe schon viele Beziehungen gesehen, die sich auseinander gelebt, sich dann aber wieder zusammengerauft haben“, sagt er. Das Team könne auch in der aktuellen erhitzten Situation gut zusammenarbeiten. „Fernando, sein Ingenieur, alle können ihrer Arbeit nachgehen, niemand muss Arm in Arm mit dem Teamchef herumlaufen.“ Das wird wohl auch nicht mehr passieren. 

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