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Sport: Meckern statt anfeuern

Ende August war die Hitze drückend gewesen. Schwitzend saß Unions Trainer Geogi Wassilew im stickigen Pressezelt und verkündete ziemlich locker, dass er "vier, fünf Stammspieler für den Europapokal geschont habe".

Ende August war die Hitze drückend gewesen. Schwitzend saß Unions Trainer Geogi Wassilew im stickigen Pressezelt und verkündete ziemlich locker, dass er "vier, fünf Stammspieler für den Europapokal geschont habe". Sein Konzept war aufgegangen: Der 1. FC Union hatte damals 1:0 im DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg gewonnen. Neben Wassilew saß an jenem Sonntagabend Pierre Littbarski, der Trainer des MSV Duisburg. Auch er schnaufte - aber vor Wut. Etliche Spiele hatte Littbarski in der Bundesliga bestritten und 73 Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft übergezogen. Beim MSV Duisburg, dem Klub mit dem biederen Malocherimage, hatte er die moderne Viererkette eingeführt. Und ausgerechnet gegen einen wie ihn, den Weltmeister von 1990, ließ Unions Trainer die zweite Garnitur spielen. Littbarski verschwand damals Minuten nach der Pressekonferenz wütend im Duisburger Mannschaftsbus.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Gestern Abend nun traf der 1.FC Union im Stadion an der Alten Försterei wieder auf den MSV Duisburg, diesmal in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Und nicht nur der Wettbewerb hat sich geändert, auch das Endergebnis. Mit 0:1 verlor der 1. FC Union gegen die bis gestern sieglosen Duisburger. "Das war einfach schlecht", kommentierte Trainer Wassilew die Darbietung seiner Elf. Vor Wochenfrist hatte Union gegen Frankfurt verloren, dann im Europapokal gegen Lowetsch und auch am Montag in Bielefeld. Nun setzte es die vierte Niederlage in Serie, der Aufsteiger steckt in einer Krise.

Unions Trainer Wassilew hatte sein Team gegenüber der 1:4-Niederlage bei Arminia Bielefeld auf vier Positionen verändert. Kremenliev, Fiel und Widolow rutschen ins Team, Okeke und Isa mussten auf der Ersatzbank Platz nehmen. Manndecker Daniel Ernemann saß nach der fünften Gelben Karte gesperrt auf der Tribüne. Im Tor stand wieder Sven Beuckert, der in Bielefeld noch Ersatzkeeper Robert Wulnikowski den Vorzug lassen musste. Unions Torjäger Sreto Ristic war erst gar nicht im Stadion. Er lag schwer erkältet im Bett.

Doch Duisburg kam gestern Abend besser ins Spiel. Nach neun Minuten schoss Duisburgs Michael Zeyer knapp neben Unions Tor, nach zehn Minuten klatschte ein Schuss von Thomas Vana an die Werbebande neben dem Tor von Sven Beuckert. Kurz zuvor hatte Unions Stürmer Ferdinand Chifon mit einem Flugkopfball nur den Pfosten getroffen (16.). Nach einer halben Stunde jedoch drehte Duisburg noch einmal auf. Erst traf Stürmer Marius Ebbers nur die Latte, Minuten später ging die Mannschaft von Pierre Littbarski 1:0 in Führung (36.). Der bulgarische Nationalspieler Ilia Grujew hatte einen Freistoß unhaltbar in den Winkel gezirkelt. Wieder einmal lag Union im Rückstand. "Einfach unglaublich, wie unsere Mauer stand", schimpfte Wassilew, "die kleinsten Spieler standen in der Mitte."

Der Trainer brachte kurz nach der Pause mit Harun Isa einen weiteren Stürmer. Die Köpenicker spielten feldüberlegen, bis auf einen Kopfball von Christian Fiel (63.) aber kam nicht viel dabei raus. Der MSV Duisburg stand in der Defensive sehr kompakt. Die 7282 Zuschauer auf den Rängen wurden immer stiller. Einige Anhänger begannen zu meckern, andere pfiffen. "Ihr müsst die Mannschaft anfeuern", meckerte Stadionsprecher Andre Rolle durch das Mikrofon zurück. Unions Spieler wirkten mehr als verunsichert, sie spielten planlos. Die Köpenicker flankten in den Strafraum, und die Duisburger köpften den Ball wieder hinaus. So ging das bis zum Schlusspfiff. Dann hatte Schiedsrichter Stefan Weber endlich ein Einsehen. Pierre Littbarski stand fröstelnd am Spielfeldrand. Zumindest er lächelte an diesem Abend.

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