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Aufgepasst. Trainer Gordon Herbert hatte nur wenig Zeit, um sein Team auf das Qualifikations-Turnier vorzubereiten. Foto: Camera4

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Sport: Mehr Spaß, weniger Chancen

Albas Basketballer starten heute in Charleroi als Außenseiter in die Qualifikation zur Europaliga

Berlin - Das Ziel ist das gleiche, der Weg hat sich geändert. Wenn Albas Basketballer heute zum dritten Mal in Folge den Versuch starten, über den Umweg der Qualifikation die Europaliga zu erreichen, werden sie es angenehmer und gleichzeitig schwerer haben als in den beiden vergangenen Jahren. Anstatt drei Runden mit Hin- und Rückspielen sieht der Modus nun ein Qualifikationsturnier vor, Albas erster Gegner im belgischen Charleroi ist heute um 18 Uhr der Lettische Meister VEF Riga. „Es macht mehr Spaß, so ein Turnier zu spielen, ohne viele Reisen und großes Hin- und Her“, freut sich der Berliner Center Yassin Idbihi. Ein anderer Fakt bereitet dem 28-Jährigen allerdings Kopfschmerzen: „Dieses Jahr sind die Gegner noch stärker.“ Sollten die Berliner Riga besiegen, treffen sie am Samstag vermutlich auf Gastgeber Spirou Charleroi, an dem Alba in der vergangenen Saison gescheitert war. Bei einem Sieg gegen den Belgischen Meister dürfte im Finale am Sonntag Khimki Moskau warten, laut Idbihi eine „absolute Superstar-Truppe“.

Eigentlich ist es Albas Anspruch, in der höchsten europäischen Spielklasse anzutreten. Trainer Gordon Herbert meint trotzdem, es sei „kein Desaster“, die Europaliga zu verpassen. „Wenn wir es nicht schaffen, ist es nicht das Ende der Welt“, sagt der Kanadier. „Es wird einen Montag geben, und danach einen Dienstag.“ Der 52-Jährige will nicht falsch verstanden werden, natürlich werde sein Team alles geben, um als Sieger aus Charleroi zurückzukehren. Aber Herbert weiß auch, dass in diesem Jahr viele Dinge gegen Alba sprechen. „Was die Organisation, das Management und die Infrastruktur angeht, zählen wir sicherlich zu den fünf besten Klubs in Europa“, sagt Gordon Herbert. „Unser Etat liegt aber nicht in den Top Fünf – nicht einmal in den Top 30.“

Besonders Khimki Moskau darf man getrost ein paar Plätze weiter oben ansiedeln, der russische Vizemeister verpflichtete zuletzt den 2,15 Meter großen Timofey Mosgow vom NBA-Klub Denver Nuggets, einen der besten Center der gerade zu Ende gegangenen Europameisterschaft. Dazu kommen gestandene Europaliga-Profis wie der Australier Matt Nielsen oder Zoran Planinic aus Kroatien. Bei den Berlinern hingegen hat nur Sven Schultze Erfahrung in der Europaliga – es ist aber schon fünf Jahre her, dass der Routinier mit Mailand gegen die ganz großen Klubs des europäischen Basketballs angetreten ist. Im vergangenen Jahr hatte Alba in Schultze, Julius Jenkins, Immanuel McElroy und Patrick Femerling noch deutlich mehr Europaliga-erfahrene Spieler im Kader. Jetzt sieht die Mannschaft um den neuen Spielmacher DaShaun Wood anders aus, auch weil Geschäftsführer Marco Baldi nach der teuren vergangenen Saison mit einem Trainerwechsel und diversen Transfers vorsichtiger kalkulierte und den Spieler-Etat senkte.

Gordon Herbert sieht es nicht als Nachteil an, dass der Großteil seiner Mannschaft noch nie auf dem höchsten kontinentalen Niveau angetreten ist. „Die Spieler sind hungrig, weil sie noch nicht in der Europaliga gespielt haben“, sagt er. „Wir sind Außenseiter, Charleroi und Khimki sind die Favoriten, aber das ist eine gute Situation für uns. Wir freuen uns auf die Herausforderung.“ Es sei sogar gut, dass alle bei Alba im Moment ein „bisschen nervös“ sind. Auch Yassin Idbihi sieht das Turnier in Charleroi „als Riesenchance“, die Qualifikation sei „absolut machbar“. Erstmals in dieser Saison wird heute auch Heiko Schaffartzik für Alba auflaufen, der Nationalspieler war zunächst bei der EM im Einsatz, dann setzte ihn ein Magen-Darm-Virus außer Gefecht.

Sollten den Berlinern keine drei Siege in Charleroi gelingen, tritt Alba erneut im Eurocup an und muss weiter auf das erste reguläre Europaliga-Spiel seit dem 12. März 2009 warten, damals gab es eine 82:83-Niederlage bei Real Madrid. „Natürlich stehen wir auch unter Druck“, sagt Gordon Herbert. Immerhin hat der Kanadier bei seinem Amtsantritt klar formuliert, die Europaliga sei eines der wichtigsten Saisonziele. Ein Aus in Charleroi wäre insofern für Alba eine Enttäuschung – angesichts der Vorzeichen aber wohl keine Überraschung.

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