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Mein Lieblingssport: Fechten

Ich war zwölf und auf der Suche nach Freundinnen, als Fred in unsere Schule kam. Er suche Mädchen, die Lust hätten, fechten zu lernen, sagte er.

Ich war zwölf und auf der Suche nach Freundinnen, als Fred in unsere Schule kam. Er suche Mädchen, die Lust hätten, fechten zu lernen, sagte er. Drei meiner Mitschülerinnen meldeten sich, ich auch. Dabei war mir das Fechten ziemlich egal. Ich hätte auch Synchronschwimmen gemacht oder Diskuswerfen, um endlich in eine der Cliquen auf meinem Mädchengymnasium zu kommen. Zum Glück war es Fechten.

Vier Jahre habe ich mit dem Florett trainiert, und ich habe es nie bereut. Fechten schult die Konzentration. Man muss hellwach sein, um die Angriffe des Gegners zu parieren. Man braucht Mut, um anzugreifen, und Disziplin, um den richtigen Moment abzuwarten. Kondition ist nötig, um bis zum letzten Treffer aufmerksam zu bleiben, aber auch Schnelligkeit.

Am Anfang haben wir einmal in der Woche trainiert, am Ende waren es vier Mal. Fred war ehrgeizig. Er wollte Wattenscheid zu einer Hochburg des Fechtens ausbauen und dem übermächtigen Emil Beck und seiner Tauberbischofsheimer Fechtelite Paroli bieten. Dafür haben wir trainiert.

Nicht nur Fechten. Auch Schwimmen, Laufen und Kugelstoßen – für all diejenigen im Verein, die zusätzlich noch im Modernen Fünf- oder im Friesenkampf angetreten sind.

Wir haben im Training Wasserball gespielt und Handball, manchmal sind wir auch auf dem Trampolin herumgehüpft – was tun Trainer nicht alles, um pubertierende Jugendliche bei Laune zu halten? Bis hin zu Belohnungen: Nach jedem erfolgreich gefochtenen Turnier gab es Schnitzel und Pommes, manchmal auch einen Schluck aus dem Bierstiefel. Immerhin waren wir Kinder des Ruhrgebiets.

Fred musste häufig etwas springen lassen. Bei den Schülerturnieren waren wir nämlich recht erfolgreich. Wir wurden westdeutsche Meisterinnen, bei den deutschen Meisterschaften kamen wir in die Endrunde. Doch ganz nach oben kamen wir nie. Da waren die Mädchen aus Tauberbischofsheim. Irgendwann verloren wir die Lust. Während andere Urlaub machten oder auf Partys gingen, waren wir im Trainingslager oder auf Turnieren. Und so kam, was kommen musste: Wir hörten auf. Alle. Kurz darauf spannte mir eine meiner Ex-Kameradinnen den Schwarm aus. Und ich suchte mir eine neue Clique. Heike Jahberg

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