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Mein Lieblingssport: Tischtennis

Im Nachhinein frage ich mich natürlich: War dieser Sport jetzt wirklich die große Liebe? Damals, als ich ihn noch aktiv, geradezu professionell ausgeübt habe, bis hin zu einer norddeutschen Jugendmannschaftsmeisterschaft in Flensburg?

Im Nachhinein frage ich mich natürlich: War dieser Sport jetzt wirklich die große Liebe? Damals, als ich ihn noch aktiv, geradezu professionell ausgeübt habe, bis hin zu einer norddeutschen Jugendmannschaftsmeisterschaft in Flensburg? Oder eher eine pubertäre Verirrung? Eine Zeittotschlägerei mit fünfmal Training in der Woche, der Tatsache geschuldet, dass junge Menschen im Alter von 14 oder 15 Jahren so wahnsinnig mit der Langeweile zu kämpfen haben. Und wie ist es jetzt: Tischtennis? Mein Lieblingssport? Ein Sport, der im Vergleich zu früher noch schneller, vermeintlich spannender, vermeintlich telegener gemacht wurde? Ach, doch, schon, ja! Da reicht allein die zeitweilige Liveübertragung von Timo Bolls Niederlage in London gegen den Rumänen Adrian Crisan: 0:5 liegt er im dritten Satz hinten. Nach 5: 9 kommt auf er 9:9 heran, hat einen Satzball, noch einen – und verliert den Satz. Spannender, aufregender geht es nicht. Kleine Fehler, große Ballwechsel. Und sofort werden Erinnerungen an früher wach, als Tischtennis noch epischere Ausmaße hatte, ein Satz bis 21 und nicht nur bis 11 ging. Als mein Trainer mir sagte: Tischtennis ist vor allem Psychologie.

Und so war es: brutal, an den Nerven zerrend, psychisch anstrengend, nicht so sehr physisch. Wenn das Gegenüber nach jedem Ballwechsel und eigenem Punktgewinn „Hussa“ schrie. Und man selbst mit langen Pausen und dem ständigen Griff zum Handtuch konterte. Wenn hier ein Schläger flog und dort gegen die Platte getreten wurde – und bei solchen Ausbrüchen sofort klar war, wer dieses Spiel verliert. Wenn große Rückstände in einem Satz aufgeholt wurden, von 12:20 auf 20:20, und das Spiel doch verloren ging, siehe Boll! Wenn eigentlich großartige Angriffsspieler gegen mich dazu übergingen (ich war Abwehrspieler), auf Zeit zu spielen und nur „schupften“, um sich so in das für sie günstigere Zeitspiel zu retten (damals nach 15 Minuten). Es ist dann auch ein etwas seltsamer Menschenschlag, der gerade in den nicht so hohen Ligen diesem Sport nachgeht: technokratisch, ein bisschen vergeistigt, leicht neurotisch, nicht immer so psychisch stark wie erforderlich. Damals in Flensburg sind wir übrigens als Vertreter Niedersachsens Zweiter geworden, vor Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen. Gegen die Berliner vom TTC Düppel aber setzte es was: batsch, batsch, batsch. Da nützte alle Psychologie nichts, die waren einfach eine Klasse besser. Gerrit Bartels

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