zum Hauptinhalt
Merkel wurde oft gefragt, ob er denn der Sohn der Kanzlerin sei, "dieser Angelika".

© dpa

Durchbruch bei Milan: Mein Name ist Merkel

Früher hat er die italienische Serie A nur im Fernsehen verfolgt. Jetzt ist er selbst mittendrin. Wie dem 18-jährigen Nobody Alexander Merkel der Durchbruch beim Weltklub Milan gelang.

Berlin - Ein Termin war für Alexander Merkel als Kind immer heilig. Jeden Sonntagabend flimmerte die Sendung „La Ola“ im DSF über den heimischen Fernseher, wo Tore aus den internationalen Spitzenligen gezeigt wurden. „Da war die italienische Serie A immer die stärkste, da haben die Besten gespielt“, schwärmt der 18-Jährige noch heute. Mittlerweile ist er selbst mittendrin: Der U-19-Nationalspieler spielt in Italien bei einem Klub von Weltrang, dem AC Mailand. „Ein kleiner Traum ist in Erfüllung gegangen“, erzählt Merkel am Telefon. „Dass ein 18-Jähriger den Sprung bei Milan schafft, kommt nicht oft vor, und dass ich diese Person bin, macht mich stolz.“

Viermal in Folge stand er zuletzt in der Startelf des italienischen Spitzenreiters, am Dienstag gegen Lazio Rom saß er auf der Bank. „Ich war etwas müde“, sagt Merkel, am Sonntag beim FC Genua will er wieder spielen. Diesen Anspruch kann er durchaus stellen, denn mittlerweile hat sich Merkel neben Weltstars wie Zlatan Ibrahimovic, Robinho oder Alessandro Nesta etabliert. Dabei ging alles ziemlich schnell. Anfang Dezember wechselte Trainer Massimiliano Allegri den bis dahin gänzlich unbekannten Deutschen in der Champions League gegen Ajax Amsterdam eine Viertelstunde vor Schluss für Robinho ein. Ende Januar erzielte der strohblonde offensive Mittelfeldspieler dann sein erstes Tor: Im Pokalviertelfinale gegen Bari legte Robinho von der Auslinie den Ball zurück auf Merkel, der aus neun Metern einschoss. „Wir haben viele Verletzte zurzeit“, sagt Merkel, „und Allegri gibt auch Jugendlichen eine Chance – die habe ich genutzt.“

Die Kritiken in Italien sind deutlich euphorischer. Die „Gazzetta dello Sport“ nennt ihn das „Baby-Genie“, Trainer Allegri ist ebenfalls angetan. „Merkel hat die Technik, weiß sich auf dem Platz zu bewegen und hat das richtige Timing beim Pass“, sagte der 43-Jährige, als er Merkel im Sommer zu den Profis holte.

Der Übergang war ungewohnt für Merkel: „Am Anfang kamen ein paar Sprüche, ob ich der Sohn der Kanzlerin wäre, dieser … Angelika Merkel.“ Doch gerade mit Kevin-Prince Boateng verstand er sich sofort. „Er ist freundlich und ein ruhiger Typ“, sagt Merkel über das Rüpel-Image des Deutsch-Ghanaers aus Berlin. Für Boateng dolmetscht er ebenso wie für Mark van Bommel, den Zugang aus München. Mittlerweile ist der Umgang mit Berühmtheiten für Merkel selbstverständlich. Er wohnt im selben Haus wie Filippo Inzaghi, von Clarence Seedorf holt er sich Trainingstipps. Auch Milan-Eigentümer und Staatspräsident Silvio Berlusconi traf er bereits zweimal. „Wenn er auf dem Trainingsgelände auftaucht, müssen wir uns im Kreis aufstellen und er hält eine Ansprache“, sagt Merkel. Wenn die älteren Spieler über Politik diskutieren, hält er sich aber lieber zurück.

Dabei war, als er mit 16 Jahren den VfB Stuttgart verließ, zwar „erkennbar, dass Alexander Merkel großes fußballerisches Potenzial besitzt“, sagt VfB-Sportdirektor Jochen Schneider, aber noch nicht, „ob er sich in der Bundesliga durchsetzt“. 2008 wollte Merkel den Vertrag nicht mehr verlängern. „Da hieß es plötzlich, ich hätte Probleme in der Schule und sei daher vom Training suspendiert“, erinnert sich Merkel. Mit seinem damaligen Berater Maurizio Gaudino flog er nach Mailand und bekam nach zwei Tagen Probetraining einen Vertrag, der noch bis 2013 läuft. „Was passiert wäre, wenn es nicht mit dem Fußball geklappt hätte, darüber mache ich mir keine Gedanken“, sagt Merkel. Ebenso wenig darüber, für welches Land der Sohn russischer Eltern, der mit sechs Jahren aus Kasachstan nach Hessen zog, künftig spielen will. „Im Fußball ist es nicht gut, wenn man sich zu viele Gedanken macht.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false