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Alt, älter, Serie A: "Totti (m.), Pirlo (l.) und Buffon, die werden da auf Händen getragen"

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Meine Champions League: Serie A: Alt, älter, noch älter

Die Serie A war mal die attraktivste Liga der Welt, doch in dieser Saison ist Italien nur noch mit zwei Mannschaften in der Uefa Champions League vertreten - und eine davon hat gerade erst mit 1:7 gegen die Bayern verloren. Eine Zustandsbeschreibung des italienischen Fußballs von Sven Goldmann.

Vor ein paar Tagen hat Rafael van der Vaart mal wieder ein bisschen zu laut geträumt. Es ging dabei um seine Zukunft, er sieht sie eher nicht in der Bundesliga beim Hamburger SV, sondern weiter südlich, wo das Leben schön ist und der Fußball nicht ganz so hektisch. Rafael van der Vaart also würde gern in Italien spielen. Da könne er als Fußballspieler älter werden, wie die Kollegen „Totti, Pirlo und Buffon, die werden da auf Händen getragen. Es ist ein schönes Land mit schönen Städten.“

Es ist dazu keine Reaktion aus Mailand, Rom oder Neapel übermittelt, aber natürlich stellt sich die Frage, ob denn die gewiss nett gemeinten Worte aus Hamburg auch so nett aufgenommen worden sind. Eine Liga, die ihre Stars in Würde alt und älter und noch älter werden lässt, verdient höchsten Respekt für ihre humanistischen Ideale. Was aber die Konkurrenzfähigkeit im Wettstreit mit der Primera Division, der Premier League oder der Bundesliga betrifft, kommt van der Vaarts Kompliment doch sehr vergiftet daher. Ja, in Italien könnte der Hamburger Holländer wahrscheinlich schon noch ein Weilchen mitspielen. Das Tempo in der Serie A kommt ihm entgegen. In der Bundesliga lässt sich Woche für Woche begutachten, dass das Spiel hier ein bisschen zu schnell für ihn geworden ist.

Die Serie A war mal die attraktivste Liga der Welt. Wie weit sie davon jetzt entfernt ist, das zeigen die Namen der Spieler, die auch in diesem Sommer wieder nicht nach Italien gewechselt sind. Für veränderungswillige Weltstars wie Toni Kroos, James Rodriguez, Radamel Falcao oder Xabi Alonso ist die Serie A zu klein. In der Uefa Champions League spielen die italienischen Klubs schon seit Jahren keine Rolle mehr. 2010 hatte José Mourinho mit altitalienischem Beton Inter Mailand noch mal zum Titel geführt. Seitdem hat kein italienischer Klub mehr das Viertelfinale überstanden, in der vergangenen Saison noch nicht mal das Achtelfinale.

Die italienische Krise ist nur vordergründig eine Krise der heruntergewirtschafteten Mailänder Klubs Milan und Inter. Es ist eine Krise der veralteten Stadien, des Hooligan-Terrors und der Reformunfähigkeit des Verbandes FIGC, angeführt von einem rassistisch daher schwadronierenden Präsidenten, der dafür von der Uefa gesperrt wurde. In der Fünf-Jahres-Länderwertung der Uefa, Basis für die Zuteilung der Plätze in den europäischen Wettbewerben, ist Italiens Rückstand auf den Dritten Deutschland auf absehbarere Zeit unaufholbar. Dafür ist Portugal als Fünfter bedenklich nahe herangekommen. In dieser Saison spielen drei portugiesische Klubs in der Champions League und nur zwei italienische.

Der SSC Neapel hat es in der finalen Qualifikationsrunde nicht möglich machen können und schied gegen die auch nicht gerade als Übermannschaft gefürchteten Basken von Athletic Bilbao aus. Es verbleiben AS Rom und Juventus Turin. Die beiden dominierenden Klubs der Serie A tun sich schwer mit Europa. Juventus hat zwar das erste Spiel gegen Malmö gewonnen, die beiden folgenden gegen Atletico Madrid und Olympiakos Piräus aber verloren. Bei einer weiteren Niederlage gegen die Griechen ist das Achtelfinale kaum noch zu erreichen. Die prägenden Gestalten der Mannschaft sind die Signori Gianluigi Buffon und Andrea Pirlo, zusammen zählen sie 71 Jahre. Vorne schießt der Argentinier Carlos Tevez zuverlässig seine Tore, als Einziger neben dem Chilenen Arturo Vidal. Der hat zuletzt schon sehr deutlich verlauten lassen, wie gern er Turin verlassen würde.

Bessere Chancen hat die Roma, sie steht auf Platz zwei der Vorrundengruppe E mit vier Punkten aus drei Spielen. Aber von diesen drei Spielen ist nicht das 5:1 gegen ZSKA Moskau in Erinnerung geblieben und auch nicht das 1:1 bei Manchester City. Sondern das 1:7 daheim gegen den FC Bayern, der am Mittwoch zum Rückspiel bittet und dabei nicht weniger gnadenlos vorgehen wird. Und was passiert eigentlich im Stadio Olimpico, wenn Francesco Totti beschließt, der siebte Frühling könnte auch mal der letzte sein? Kommt dann Rafael van der Vaart?

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