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Sport: „Meine Leistung war schlecht“

Schwimm-Cheftrainer Madsen über die Kritik an seinen Umgangsformen

Herr Madsen, morgen werden Sie bei einer Trainertagung erklären, warum die WM eine Pleite war. Warum denn?

Sie werden verstehen, dass ich im Vorfeld der Sitzung nichts sagen möchte. Wir werden das gemeinsam analysieren.

Andere haben schon Antworten. Für die heißt einer der Hauptschuldigen Örjan Madsen. Der entthronte Brust-Weltmeister Mark Warnecke, den Sie aus der Nationalmannschaft geworfen haben, sagt, Sie schürten ein Klima der Angst.

Ich habe Warnecke nicht rausgeworfen. Er hat seinen Rücktritt erklärt, insofern ist er einem eventuellen Rausschmiss zuvorgekommen.

Eine feine Unterscheidung…

(lacht) Ja.

Der Vorwurf des Angst-Klimas bleibt.

Ich bin ja Sportdirektor und Cheftrainer. Als Cheftrainer war meine Aufgabe, bei der WM dafür zu sorgen, dass wir ein gutes Team haben und sich Trainer und Sportler wohl fühlen. Sie sollten die besten Bedingungen haben. Gemessen an diesem Anspruch habe ich eine schlechte Leistung gebracht. Ich habe diese Aufgabe mit Sicherheit nicht richtig erfüllt. Das muss erheblich besser werden. Ansonsten möchte ich auf die Vorwürfe von Mark nicht näher eingehen.

Und was werden Sie nun ändern?

Ich werde mehr betonen, dass wir uns an der Weltklasse messen werden. Ob das nun beim Training im Wasser, bei der Technikschulung oder bei der Ernährung ist. Wir müssen uns in diesen Punkten fragen: Waren wir da Weltklasse? Ich habe bisher oft den Begriff professionelles Verhalten benützt, aber der ist zu missverständlich. Da denken viele an eine bessere Bezahlung der Athleten.

Bei Änderungen denken viele Ihrer Kritiker nicht an andere Begriffe, sondern an andere Umgangsformen.

Sicher, Änderungen muss auch man entsprechend vermitteln. Wenn schon Änderungen allein sehr hart und sehr radikal sind, kann es sein, dass sich einige Leute abwenden, wenn diese Änderungen auch noch sehr hart mitgeteilt werden. Das trifft sie dann mit einer enormen Wucht. Ich kann bestimmte Dinge sehr gut auf den Punkt bringen, aber ich kann diese Punkte auch sehr hart formulieren. Wenn ich meine Stimme und meine Körpersprache entsprechend einsetze, dann kann es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass ich den Leute Angst einjage.

Dann hat Lars Conrad, der stellvertretende Aktivensprecher, also durchaus recht, wenn er Ihnen eine gewisse Stillosigkeit vorwirft.

Stillosigkeit weise ich weit von mir, dazu habe ich zu viel Selbsterkenntnis. Aber ich muss aufpassen, dass eine harte Botschaft weicher als bisher rüberkommt. Diese Balance zu finden, ist meine große Herausforderung.

Bezieht sich diese Selbstkritik auch auf den Umgang mit Trainern? Henning Lamberz hat sich massiv über Ihre Art beschwert.

Natürlich, das gilt grundsätzlich. Ich erwarte schließlich von den Trainern und Aktiven, dass sie die Änderungen mitmachen. Es ist sicher so, dass ich unter Umständen kontraproduktiv bin, wenn ich eine harte Botschaft auch noch hart rüberbringe. Im Notfall hindere ich die Leute daran, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen, und das will ich natürlich nicht.

Es sind noch 16 Monate bis Peking. Was macht Sie denn sicher, dass der Teamgeist wieder spürbar wird?

Teamgeist ist oft bloß eine Floskel. In einer Fußball-Mannschaft ist ein Teamgeist sehr wichtig, in einer Individualsportart ist er weniger wichtig. Trotzdem müssen wir respektvoll miteinander umgehen, und die Leute müssen sich wohlfühlen. Das ist relativ schwierig hinzubekommen, sowohl bei den Athleten als auch bei denTrainern. Die Athleten haben unterschiedliche Voraussetzungen um das in der Praxis umzusetzen, und die Trainer sind grundsätzlich zuerst Konkurrenten. Es ist deshalb schwierig, aus den Trainern ein Team zu bilden. Jedenfalls in kurzer Zeit.

Die Gruppenbildung der Trainer kostet aber seit vielen Jahren schon viel Energie.

Das sehe ich genauso. Wir vergeuden ungeheuer viel Energie durch die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Wenn wir diese Energie zur gemeinsamen Leistungssteigerung einsetzen könnten, dann wäre das ein unheimlich großer Schritt in die richtige Richtung.

Das Gespräch führte Frank Bachner.

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