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Sport: Meister des Abhakens

Für die Bayern ist Leverkusen heute nur eine Etappe

Es war kein Abend, der in die Fußballgeschichte eingehen wird, aber so ist das nun mal bei den Bayern: Aufregend wird es selten, wenn sie in mehreren Wettbewerben um den Titel spielen. Das DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwochabend, in dem der FC Bayern den VfL Wolfsburg 2:0 besiegte, war sogar nicht einmal ausverkauft, was selten ist in der Münchner Arena. Oliver Kahn tanzte zwar hinterher noch ein bisschen vor den Fans, doch schon nach dem Duschen war er wieder nüchtern. Ja, man träume immer vom Finale, sagte er monoton, man habe alles gegeben, und so weiter. Und dann war die Gegenwart auch schon wieder Vergangenheit. „Wir können Leverkusen aus dem Meisterrennen schießen“, sagte Kahn, bevor er ging. Abhaken, nach vorne schauen, das ist eine Stärke der Bayern.

An diesem Samstagnachmittag also findet die nächste Gegenwart statt: Der Bundesliga-Dritte Bayer Leverkusen kommt nach München. Die Bedeutung ist für beide Mannschaften gleichermaßen hoch, Kahn fasste sie knapp zusammen: „Leverkusen hat sechs Punkte Rückstand auf uns. Wenn wir gewinnen, sind sie aus der Meisterschaft raus.“ Dann behauptete Kahn noch, „der ganz große Druck“ liege deshalb nicht auf den Münchnern, sondern auf Leverkusen. Das aber sieht Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler anders: „Wir haben unsere letzten zwei Heimspiele gewonnen“, sagt Völler, deshalb könne man „ohne Druck“ nach München fahren. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Leverkusen darf im engen Rennen um die Plätze im internationalen Wettbewerb kaum Fehler machen, und die Bayern sollten nach der 0:2-Niederlage am vergangenen Sonnabend bei Energie Cottbus nun wieder punkten, um den Vorsprung auf den zweitplatzierten Hamburger SV zu halten. Geht es nach den Leverkusenern, sind die Rollen klar verteilt. Bayer-Trainer Michael Skibbe glaubt, die Bayern seien „deutlich zu stark. Ein Punkt ist das, was wir mitnehmen wollen“. Und Völler weist darauf hin, dass „hier keiner träumen soll“. In der Startelf wird Bayer wohl auf den noch nicht wiedererstarkten Bernd Schneider verzichten. „Ihm fehlt nach seiner ersten langen Verletzung noch die Spielsicherheit“, sagt Skibbe.

Seinem Kollegen Ottmar Hitzfeld fehlt weiter Willy Sagnol, der an Nackenschmerzen leidet, sowie Christian Lell, der nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt ist. Dafür wird Philipp Lahm, der noch gegen Wolfsburg wegen Formschwäche auf der Bank saß, wieder auflaufen. Auch Mark van Bommel darf nach abgesessener Sperre wieder teilnehmen. Und: Natürlich wird auch Martin Demichelis wieder seinen Posten in der Innenverteidigung beziehen. Gegen Wolfsburg habe der kurzzeitig suspendierte Demichelis „gezeigt, dass er sehr nervenstark ist“, wie Hitzfeld urteilte. Gegen Leverkusen werden sie Demichelis’ Ruhe dringend gebrauchen können. Damit sie die nächste Etappe wieder schnell abhaken können.

Michael Neudecker[München]

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