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Sport: Meister des Preisgelds

Warum Golfer Singh Historisches schaffen kann

Die Saison 2004 wird in die Golfgeschichte auch eingehen als das Jahr, in dem Tiger Woods verschwand. Nicht vollends natürlich. Aber es passt ins Bild, dass der vor zwei Monaten als Nummer eins der Weltrangliste abgelöste Woods seine Flitterwochen auf einer Yacht irgendwo in der Karibik verbringt, während sich auf der heimischen USTour Historisches anbahnt. Vijay Singh, nach 264 Wochen Woods die neue Nummer eins der Golfwelt, musste 41 Jahre alt werden, um die Anerkennung zu erfahren, die ihm lange verwehrt blieb. Was indes zu einem nicht unerheblichen Teil auch Singhs eigenes Verschulden war.

Im Alter von zehn Jahren begann Singh mit dem Golfspielen, verdiente sich später sein Taschengeld als Caddie auf dem heimischen Nadi Airport Golf Club. Aber es war nicht die Geschichte vom armen Burschen, der den Besserverdienenden die Schläger über den Platz trug. Singhs Vater Mohan arbeitete als Ingenieur auf dem Flughafen und war der Kapitän der Klubmannschaft. 1984 feierte der inzwischen 21-Jährige auf der sportlich zweitklassigen Asian-Tour in Malaysia seinen ersten Turniersieg als Professional.

Doch schon in der darauf folgenden Saison legte sich ein erster großer Schatten über seine Karriere. Bei den Indonesian Open wurde Singh einer gefälschten Scorekarte überführt, was den Ausschluss von der Tour bedeutet. Singh ging in den Dschungel von Borneo und schlug sich als Golflehrer durch – für weniger als 200 US-Dollar im Monat.

Drei Jahre nach dem Ausschluss schaffte Singh den Sprung auf die European-Tour. Aus dieser Phase werden Geschichten kolportiert, Singh habe Hotelrechnungen geprellt. 1995 wechselte er auf die US-Tour, auf der er drei Jahre später die US PGA Championship, sein erstes Majorturnier, 2000 das prestigeträchtige Masters und 2003 die Geldrangliste gewann – vor Woods. Obwohl im Kollegenkreis wegen seiner Trainingsbesessenheit sehr respektiert, blieb Singh in der Öffentlichkeit unbeliebt.

2004 polarisiert Singh allenfalls wegen beeindruckender Zahlen: Bei 27 Starts gewann er acht Turniere – darunter erneut die US PGA Championship – und schaffte 16 Mal den Sprung in die Top 10. Bei seinen letzten vier Starts siegte er dreimal. 174 834 US-Dollar fehlen Singh noch, um als erster Golfer der Welt einen zweistelligen Millionenbetrag an Preisgeldern binnen einer Saison zu verdienen. Bei der von heute bis Sonntag stattfindenden Chrysler Championship in Florida darf Singh schlechtestenfalls Platz 16 belegen, der mit 85 000 US-Dollar dotiert ist. Die dann noch fehlenden 90 000 US-Dollar hat er allein als Teilnehmer der in der kommenden Woche angesetzten Tour Championship bereits sicher.

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