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Sport: Meister im Verdrängen

Warum Eric Gerets als neuer Trainer beim 1. FC Kaiserslautern noch viel Zeit benötigt

Von Oliver Trust

Kaiserslautern. Der Mensch ist ein Wesen, das in schweren Stunden Trost sucht. Der eine betet, wenn etwas Schlimmes passiert ist, der andere sucht Halt beim besten Freund. Im Fußball kennt der Fan eine weitere Reaktion: Er pfeift. Das jedenfalls taten die meisten der 32 200 Zuschauer beim 1:1 des 1.FC Kaiserslautern gegen Arminia Bielefeld. Und es war eine schwere Stunde für die Kaiserslauterner Fans, denn sie mussten mitansehen, wie die Spieler auch unter dem neuen Trainer alte Fehler begingen.

Trainer Eric Gerets war ratlos. Es war sein erstes Spiel in der Pfalz, und es ist nicht nur deshalb eine bittere Enttäuschung geworden, weil lediglich ein Punkt heraus kam. Der Mann aus Belgien ist noch mehr erschrocken als zuvor, als er nach Freundschaftsspielen seinen Umzug verschoben hatte, um vor Ort Erste Hilfe zu leisten. „Man sieht so viele Dinge, die falsch laufen“, sagte Gerets. Dabei könnten es die Spieler besser, als sie es momentan tun. Doch Wunder dauern.

Die Spieler wussten, was sie falsch gemacht hatten. „Viel zu viele hohe Bälle, wir hätten mehr in die Breite spielen müssen. Aber vieles klappt nicht, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht“, sagte Thomas Hengen. „Wir brauchen noch Zeit. Schließlich ist der Trainer erst ein paar Tage da.“ Eric Gerets sagte, er benötige noch drei bis vier Wochen, um die gröbsten Fehler abzustellen.

Es wird in den nächsten Tagen ungemütlicher werden in der Pfalz, mit guten Reden kommt Gerets nicht mehr aus. „Ich bin sicher, der Trainer wird die Schrauben anziehen“, sagte Rene C. Jäggi, der neue starke Mann an der Klubspitze. Mit jedem Tag müssen sich Gerets und Jäggi ein Stück mehr wie Sanierer in einem besonders schweren Fall vorkommen. In ihrem Schadensbericht stellen sie nüchtern fest, dass man sich in Kaiserslautern lange etwas vorgemacht hat, was die Qualität der Mannschaft und die Finanzen angeht. Verdrängungsmechanismus nennt dies Jäggi.

„In den nächsten zehn Tagen wird sich einiges tun“, sagte der Klubchef. Neue Spieler meint er damit nicht. Es ist kein Geld da. Fast jeden Tag verhandelt Jäggi mit den Banken, die den Stadionausbau für die WM 2006 abwickeln. Der FCK trägt schwer an der finanziellen Last. Am 11. Oktober wird der neue Vorstand gewählt. „Bis dahin müssen alle Zahlen bekannt sein“, sagte Jäggi, „mancher wird sich wundern.“

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