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Geld feiert Tore und Titel. Pep Guardiola und Thomas Müller.

© dpa

Meistertitel für Bayern München: Ihre Stärke ist auch die Schwäche der anderen

Die Leistung des FC Bayern ist zu respektieren, zu bestaunen aber ist sie eher nicht. Für die Münchner ist die Champions League der Maßstab.

Glückwunsch zur Meisterschaft, FC Bayern! Wir nehmen das mal zur Kenntnis. Spannend war es ja nicht, auch nicht erfrischend oder gar herzzerreißend. Im Prinzip stand es zu Saisonbeginn fest, bei diesen Möglichkeiten. Der Triple-Sieger ist sportlich wie wirtschaftlich enteilt. Beglückwünschen wir lieber das Festgeldkonto der Bayern. Das ist ehrlich erarbeitet (hoffentlich), aber nicht erst seit dieser Saison.

Nun, die Kunst besteht immer noch darin, die richtigen teuren Spieler zu holen. Und am besten gleich so viele davon, dass es auch für die Defensive reicht. Siehe Real Madrid vor ein paar Jahren, als es mit den Galaktischen für zwar kurzweiligen, aber letztlich reichlich uneffektiven Offensivzirkus reichte. Der gewinnt zwar Spiele, aber die Defensive eben Meisterschaften. Und die fängt nicht erst in der Abwehr an, sondern eigentlich überall auf dem Platz. Also dann doch so viele exzellente Spieler einsammeln, dass für alle gar kein Platz mehr ist auf dem Platz. Zu bestaunen am 25. Spieltag auf der Reservebank der Bayern im Spiel gegen Leverkusen immerhin. Es saßen dort die Herren Ribéry, Shaquiri, Thiago, Alaba, Lahm und Javi Martinez plus Ersatztorwart Starke. Fragen?

Vermutlich wäre der FC Bayern auch mit einer gemischten Elf aus Stamm und Reserve Meister geworden. Aber das hat nun wirklich nichts mehr mit dem Einzelnen zu tun, ob Spieler, Trainer oder Sportvorstand. Ab einer gewissen Qualität macht es dann doch die Masse, um sich von der Masse abzuheben. Vor allem wenn man sich auch noch da bedient, wo es die Konkurrenz am meisten trifft – bei der Konkurrenz. Erst Götze, demnächst Lewandowski. Der Rest der Liga ist ohnehin schwer überschätzt worden, als vor einem Jahr das Gefasel von der angeblich stärksten Liga der Welt einsetzte. Nur weil die Bayern und Dortmund das Champions-League-Finale bestritten? Pah.

Zum konkurrenzlosen Marsch durch die Liga gehört eben auch deren Schwäche. Sicher, die Bayern und – an selten guten Tagen – wohl auch Dortmund sind stark genug für den internationalen Vergleich. Aber Dortmund bezahlt mit Schwächephasen in der Liga dafür. Sie können nicht mal eben die Hälfte der Startelf gleichwertig ersetzen. Von Leverkusen und Schalke ganz zu schweigen. Gegen Real Madrid und Paris bekamen beide 15 Tore eingeschenkt. Und der liebe Rest der Liga? Ist redlich bemüht.

Nein, der FC Bayern ist zu respektieren, zu bestaunen eher nicht. Vermutlich wäre er auch mit – sagen wir Peter Neururer oder Silvia Neid durchgekommen.

Und sonst? Die Bayern sind national entrückt und auf Sicht unangreifbar. Bleibt die Champions League – ein für sie halbwegs fairer Wettbewerb. Wie sagte eben Karl Hopfner, der Uli Hoeneß als Bayern-Präsident ablösen wird: Geld schießt Tore. Schön, mal mehr, mal weniger. Aber in der Regel immer mehr als die anderen. Das gilt in Deutschland wie in England, Spanien, Frankreich oder sonstwo auf der Welt. Also, liebe Bayern, nur der Titel in der Champions League zählt. Alles andere ist nicht mehr ihr Maßstab.

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