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Momentan kein Stammspieler in Madrid: Mesut Özil.

© dapd

Mesut Özil vor dem Clasico: Im Quotentief

Vor dem Clasico zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid durchlebt Mesut Özil bei den Königlichen seine schwerste Zeit. Beim wichtigsten Ligaspiel des Jahres droht dem deutschen Nationalspieler ein Startplatz auf der Bank.

Bedröppelt verfolgte Mesut Özil die Aufführung. Beim Champions-League-Spiel von Real Madrid in Amsterdam musste er 75 Minuten von der Bank aus zusehen, wie sein Mannschaftskollege Kaka Ball um Ball verteilte. Der Brasilianer spielte beinahe so stark wie vor fünf Jahren, als er zum weltbesten Fußballer gewählt wurde. Partidazo nennen sie in Spanien so eine Glanzleistung, bei Kakas Auswechslung applaudierten Fans und Mitspieler.

Mesut Özil, dessen Gesichtausdruck sonst keine Rückschlüsse auf seinen Gemütszustand zulässt, war bei seiner Einwechselung anzusehen, wie wenig ihn die Situation erfreute. Was Özil vor dem heutigen Duell beim Erzrivalen FC Barcelona (19.50 Uhr, live im Internet unter www.Laola1.tv) am wenigsten gebrauchen kann, ist ein Erstarken der Konkurrenz. Erst recht, wenn es sich wie bei Kaka um einen Nebenbuhler handelt, der eigentlich im Konzept von Trainer José Mourinho keine Rolle mehr spielte. Nur weil sich im Sommer kein Abnehmer fand, musste Kaka in Madrid bleiben. Dessen grandiose Vorstellung bei seinem ersten Saisoneinsatz führte dazu, dass sich bei einer Umfrage der Zeitung „Marca“ 68 Prozent der Leser für einen Einsatz Kakas von Beginn an in Barcelona aussprachen. Özil kam nur auf 29 Prozent, immerhin noch sechs Punkte mehr als Luka Modric, der dritte Bewerber für die Position im zentralen offensiven Mittelfeld bei Real Madrid.

Zum Glück für Özil gibt Trainer Mourinho auf solche Spielereien wenig, bei der Wahl seiner Startaufstellung dürfte die Umfrage kein Gewicht haben. Dennoch war Özils Einsatz schon mal sicherer, derzeit durchlebt der Deutsche bei Real die schwierigste Zeit seit seiner Ankunft 2010. In dieser Saison ist er noch ohne Torerfolg oder Vorlage zu einem Treffer. Vor zwei Wochen, beim Spiel gegen Aufsteiger Deportivo La Coruña, wurde er zur Halbzeit ausgewechselt. Mourinho stauchte ihn anschließend vor versammelter Mannschaft heftig zusammen. Zu phlegmatisch, lautete des Trainers Verdikt. Der Vorfall gelangte an die Öffentlichkeit, weil Sergio Ramos sich aus Solidarität zur zweiten Halbzeit ein Özil-Trikot unter das Seinige zog. Ramos wollte es im Falle eines Torerfolges präsentieren. So weit kam es nicht, das Trikot unter dem Trikot fiel der Madrider Presse trotzdem auf.

Bisher konnte sich Özil erfolgreich aus den internen Querelen raushalten, doch Ramos’ Parteinahme dürfte seine Position bei Mourinho nicht gestärkt haben. Innerhalb des Teams tobt seit langem ein Machtkampf zwischen den spanischen Nationalspielern um Sergio Ramos und Iker Casillas auf der einen und der portugiesisch-brasilianischen Fraktion um Cristiano Ronaldo und Pepe auf der anderen Seite. Mourinho hat mit beiden Lagern Probleme, wobei ihm die Spanier aber noch unliebsamer sind. Der Konflikt mit Ramos füllte in den vergangenen Wochen die Sportblätter.

Dazu kommt Reals schwacher Start, der Rückstand auf Tabellenführer FC Barcelona beträgt schon jetzt acht Punkte. Verliert das Team heute, wird die Titelverteidigung immer unrealistischer. Von allen Mannschaftsteilen hat das Mittelfeld Mourinho bisher am wenigsten gefallen. Deshalb kamen zum Ende der Transferperiode noch Luka Modric von Tottenham Hotspur und Michael Essien vom FC Chelsea. Durch Essiens Ankunft hat nun auch Sami Khedira, der zweite deutsche Nationalspieler bei Real Madrid, mehr Konkurrenz. Beide streiten im defensiven Mittelfeld um den Platz neben Xabi Alonso. Khedira hat im Vergleich zu Özil bei Mourinho aber den besseren Stand. Daran ändert auch nichts, dass sich Madrids Trainer nach dem Spiel in Amsterdam positiv über Özil äußerte. „Er hatte einen schwachen Start, aber das kommt vor. Für mich ist Özil weiterhin einer der wichtigsten Spieler im Kader. Hoffentlich ist er wieder in Topform, wenn es drauf ankommt“, sagte Mourinho.

Ob er das Spiel beim FC Barcelona meinte, ließ der Portugiese offen. Wichtiger dürfte es für Real Madrid aber kaum noch werden.

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