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Sport: Meter machen für die Chefs

Worauf es im Teamzeitfahren ankommt und warum viele Profis ungern antreten

Berlin – Heute ist der Tag gekommen, an dem Lance Armstrong das Gelbe Trikot erobern will. Dass allerdings kann der große Favorit der Tour de France nicht alleine schaffen. Mehr noch als etwa bei einer Bergetappe ist der Amerikaner auf die Unterstützung seiner Teamkollegen angewiesen. Denn im Mannschaftszeitfahren von Tours nach Blois lassen sich auf 67,5 Kilometern einige Sekunden gut machen – besonders auf Armstrongs Konkurrenten vom T-Mobile-Team, Jan Ullrich. Die Mannschaft des Deutschen wird zwar als stark eingeschätzt, hat aber wohl insgesamt nicht die Klasse des Teams von Armstrong.

Viele Fahrer mögen das Mannschaftszeitfahren nicht, weil alle zusammen eine perfekt funktionierende, homogene Einheit bilden müssen. Gerade für Bergspezialisten, die zudem in dieser Disziplin gewöhnlich viel Zeit verlieren, ist es ein Albtraum. Wegen der faszinierenden Bilder der neun Radprofis, die sich im so genannten belgischen Kreisel fortbewegen, ist es bei den Zuschauern und den Fotografen aber sehr beliebt. Die Fahrer lösen sich beim belgischen Kreisel in zwei nebeneinander versetzt fahrenden Reihen ständig bei der Führungsarbeit ab, lassen sich dann zurückfallen und geben den anderen Fahren neben und hinter ihnen Windschatten. So wird die von der Gruppe eingesetzte Kraft optimal genutzt und verteilt.

Zumindest, wenn alle Fahrer eines Teams gleichstark sind. Da dies fast nie der Fall ist, kommen selten alle gleichzeitig ins Ziel. Das müssen sie aber auch nicht, nach den Regeln wird die Zeit für die Mannschaft nach dem fünften Fahrer gestoppt. Zudem verhindert eine weitere Regel, dass ein ganzes Team oder ein einzelner Fahrer zu viel Zeit verliert, nur weil er in einer schlechten Mannschaft ist. Der maximale Rückstand ist auf drei Minuten beschränkt.

So werden für die zweitplatzierte Mannschaft maximal 20 Sekunden Rückstand notiert, auch wenn dieser tatsächlich größer war. Sollte Jan Ullrich mit seiner Mannschaft also Zweiter hinter dem Team von Armstrong werden, hätte der deutsche Radprofi das Rennen um den Tour-Sieg noch keinesfalls verloren. Noch ein wenig komplizierter verhält es sich mit den angerechneten Zeitabständen für die Mannschaften, die langsamer als das Team auf Platz zwei sind. Dem drittplatzierten Team werden 30 Sekunden berechnet und dem vierten 40 Sekunden, auch wenn die Mannschaft fünf Minuten langsamer als der Sieger war. Nur wenn der tatsächliche Rückstand geringer als der für die entsprechende Platzierung maximal vorgesehene, wird die gefahrene Zeit angerechnet. Da ab dem fünfzehnten Platz (höchstens 2:30 Minuten Rückstand) nur noch fünf Sekunden pro Platz hinzugerechnet werden, kann das 21. und letzte Team maximal drei Minuten verlieren.

Die Teams starten heute in Abständen von fünf Minuten, in umgekehrter Reihenfolge der Mannschaftswertung. Favorisiert sind die Teams CSC und Discovery Channel. Ullrich muss heute schon auf eine Überraschung hoffen: Die Mannschaft von Lance Armstrong war bei den bisherigen Vergleichen immer schneller als die von Jan Ullrich.T-Mobile belegte im vergangenen Jahr in diesem Wettbewerb den vierten Rang, während Armstrongs Team siegte.

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