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Sport: Michael Bridgestone gegen Fernando Michelin

Das Duell um den Formel-1-Titel ist vor allem ein Zweikampf der Reifenhersteller – momentan scheint Schumachers Lieferant besseres Gummi zu produzieren

Michael Schumacher wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. „Bridgestone hat einen super Job gemacht“, sagte der Ferrari-Pilot nach seinem Sieg beim Großen Preis von Frankreich. In der Tat hat der japanische Reifenhersteller einen großen Anteil daran, dass sich der Formel-1-Rekordweltmeister wieder berechtigte Hoffnungen machen kann, den in der WM führenden Renault-Piloten Fernando Alonso noch abzufangen. Der Zweikampf zwischen Alonso und Schumacher ist in Wahrheit ein Zweikampf zwischen den Reifenherstellern Michelin und Bridgestone. Weil sich die beiden Autos und die beiden Piloten auf einem vergleichbaren Niveau befinden, sind es die schwarzen Walzen, die den Unterschied ausmachen. Die verschiedenen Wendungen im Titelkampf finden ihre Ursache zu einem großen Teil in den Entwicklungslaboren der Gummimischer. Der Dank an den Reifenlieferanten nach einem erfolgreichen Rennen ist daher inzwischen obligatorisch.

Nach einer langen Phase der Michelin-Dominanz, die Alonso vier Siege in Serie erlaubte, scheint sich nun ausgerechnet beim Heimrennen der Franzosen das Blatt Richtung Bridgestone gewendet zu haben. „Es ist wirklich sehr schwer zu sagen, ob wir die Trendwende geschafft haben“, sagt Schumacher. „Aber wir haben eindeutig aufgeholt. Wir müssen jetzt schauen, dass wir immer die richtigen Reifen wählen – so wie wir das bei den letzten zwei Rennen getan haben.“ Schumachers Sieg vor zwei Wochen in Indianapolis war von Experten noch der überaus konservativen Herangehensweise von Michelin zugeschrieben worden, nachdem die Reifen der Franzosen ein Jahr zuvor an gleicher Stelle reihenweise geplatzt waren. Für das Rennen in Frankreich kann diese Theorie nicht mehr gelten. Vielmehr funktionieren Schumachers Reifen bei den hohen Temperaturen des europäischen Sommers offensichtlich besser. Bei Hitze bietet das Gummi der Japaner größere Haftung bei erstaunlicher Haltbarkeit.

Michelin, Renault und Alonso legen deswegen alle Hoffnung in die Testfahrten in dieser Woche in Jerez/Spanien. „Solche Niederlagen inspirieren uns nur dazu, beim nächsten Mal noch besser zu sein“, betont Michelin-Rennchef Nick Shorrock. „Wir werden Tag und Nacht durcharbeiten.“ Das wird auch nötig sein, denn wenn Michelin bei der letzten Möglichkeit vor einer längeren Testpause keine geeignete Reifenmischung für die Hitze findet, dann läuft der Konzern Gefahr, auch bei den nächsten drei Rennen schlecht auszusehen. In Hockenheim, Budapest und Istanbul werden mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche Bedingungen herrschen wie am Sonntag in Magny-Cours.

Dennoch bleibt Michael Schumacher vorerst vorsichtig. Er erinnert sich genau an die Situation nach den Rennen in Imola und auf dem Nürburgring, „als wir schon einmal dachten, die Oberhand gewonnen zu haben, und dann eines Besseren belehrt wurden“. Sein Teamchef Jean Todt ist freilich inzwischen sehr hoffnungsvoll: „Wir werden in Hockenheim schnell sein. Wir werden überall schnell sein. Und dann macht der Konkurrent vielleicht einen Fehler bei der Reifenwahl.“ Einen Fehler, der die WM entscheiden könnte.

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